Lob der Torheit

Moriae encomium 1509
Erasmus D. von Rotterdam

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Hans Holbein,1498-1543, Holzschnitt 1515

„Was ihr von mir zu hören bekommt, ist allerdings bloß eine einfache Stegreifrede, kunstlos, doch ehrlich. Und meint mir ja nicht, das was ich sage sei nach Redner-Manier gelogen, nur um mein Genie leuchten zu lassen. Ihr kennt das ja: Merkt einer auf mit einer Rede, über die er dreißig Jahre gebrütet hat – oft ist sie auch gestohlen –, so schwört er euch, er habe sie in drei Tagen wie spielend hingeschrieben oder gar diktiert. O nein – ich liebe es von jeher, alles das zu sagen, was mir Dummen just auf die Zunge kommt. Nur erwartet nicht, dass ich mich nach der Schablone der gewöhnlichen Redner definiere oder gar disponiere. Ein übler Anfang wäre beides, denn eine Kraft, die in der ganzen Welt wirkt, lässt sich in keine Formel bannen, und eine Gottheit zerstückelt man nicht, zu der sich alle Kreaturen zusammenfinden.“

„Die Torheit tritt auf und spricht: Mögen die Menschen in aller Welt von mir sagen, was sie wollen – weiß ich doch, wie übel von der Torheit auch die ärgsten Toren reden –, es bleibt dabei: Mir, ja mir ganz allein und meiner Kraft haben es Götter und Menschen zu danken, wenn sie heiter und frohgemut sind“

„Es tut halt so sauwohl, keinen Verstand zu haben, dass die Sterblichen um Erlösung von allen möglichen Nöten lieber bitten, als um Befreiung von der Torheit.“

Erasmus D von Rotterdam, Lob der Torheit 1509

„Das Theür vnd Künstlich Buechlin Morie Encomion: das ist, Ein Lob der Thorhait, von Erasmo Roterodamo schimpfflich gespilt, zu lesen nit weniger nützlich, dann lieblich, verteütscht. Von der Hayloszigkaitt, Eyttelkaytt, vnd vngewißhait aller Menschlichen Künst vn(d) weyßhait, Zu ende mit angehefft. Ein Lob des Esels, auß Heinrico Cornelio Agrippa, De vanitate etc. verteütscht. Von dem Bam desz wiszens Gutz vnd boesz dauon Adam den Todt hat gessen, vnd noch heüt alle Menschen den Todt essen, Was der sei, vnd wie er noch heüt iedermann verbotten. Was dargegen der Bawm des Lebens sei. Encomium, Ein Lob des Thorechten Götlichen Worts, Was das sei, von des selben Maiestät, vnd was für vnderschaid zwischen der Schrifft, eüssern vnd innern Worts sei.“

Alles zum tail verteütscht, zum tail beschrieben durch Sebastianum Francken von Wörd. Hans Varnir zu Ulm, 1534. (erste deutsche Übersetzung)

Zusammenfassung der Kapitel:
[Die Torheit tritt auf • Sie berichtet von ihrer Zeugung und ihren Vorzügen • Sie lobt die Jungen und das Alter • Die Torheit lästert über die Götter • Sie erklärt den Unterschied von Mann und Weib • Was sie von der Freundschaft und der Ehe hält • Über Kunst, Krieg und weise Männer • Torheiten über die Klugheit, Weisheit und Tollheit • Die Torheit bedauert das Menschsein • Die Torheit lobt die Wissenschaften • Über das glückliche Dasein der Toren • Die Torheit und der Wahn • Über Aberglaube, Ablass und Heilige • Dünkel und Schmeichelei, Sein und Schein • Das törichte Welt-Theater • Die Torheit und die Theologie • Über Mönche und Prediger • Über Könige und Fürsten • Über Bischöfe, Kardinäle, Päpste und Priester • Weisheiten und Eigenlob • Biblische Torheiten • Sind fromme Christen Toren? • Epilog im Himmel.] wiki

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