„Jede Jeck is anders“ #Himmelsleiter #ARD

Wenn isch su an ming Heimat denke. „En Kölle am Rhing ben ich gebore / ich han un dat litt mer em Senn / ming Muttersproch noch nit verlore / dat eß jet, wo ich stolz drop ben.“
Tcha, wieder einmal alles in den Sand gesetzt, liebe ARD. In der Kölner Theater-, Amateur- und Kleinkunst-Szene hätte es noch genug Menschen gegeben, die ihren Charakterkopf für ein richtigeres Nachkriegs-Köln in einigen Haupt- und allen (!) Nebenrollen hergeben hätten können. So ist wieder einmal „Neusprech“ anstatt „Muttersproch“(…) (Karl-Heinz Umlaut,FAZ,28.02.2015)

So schreibt der fleißige Forist. Es geht um den Zweiteiler die „Himmelsleiter“, der am 27. und 28.02. im Abendprogramm der ARD lief. Die Entrüstung über die Verballhornung des „Kölschen“ wird, unter dem Hashtag #himmelsleiter und #datisnitkoelsch, in den sozialen Medien beherzt diskutiert. „Als Kölsch noch Umgangssprache war“ oder „Quatsch – Es gibt einfach Wörter, die Kölner niemals so sprechen würden“, z.B.  „allet“, „anderet“, „wat“ für „etwas“ (richtig: „jet“) – es wird moniert,  dass es eben nicht reicht, den Konsonanten „s“ in „t“ zu ändern…“ „die hätten sich für die GEZ Gebühren einen Sprachcoach leisten können“, heißt es selbstbewusst.

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Raddatz liest sich schnell, so schnell wie geschrieben

Raddatz’ Schutz war die absolute Offenheit. Geheimnisse hatte es genug gegeben in seinem Leben, vor allem in seiner Kindheit, und die hatten immer nur anderen genützt
(„Der bessere andere“ Faz,27.02.2015)

Was für ein Satz, die Geheimnisse haben immer nur den anderen genutz und seine Antwort ist die rücksichtslose Offenheit. Offenheit ist unangenehm oft unerträglich, da will man dann lieber flüchten und alle Türen hinter sich verschließen. Meine Begegnungen mit F.J.R. fanden über die Zeit statt, die damals für mich noch lesbar war, bis er seinen Kotau mit Goethe hatte, danach habe ich mich kaum noch angesprochen gefühlt, auch weil die Zeit unhandlich ist, sie beschwerte beim Reisen mit dem Zug, zwischen Leiden und Frankfurt.  Ich fand es auch immer störend, wie andere Zeitleser platzräuberisch lesen, irgendwann wollte ich nicht mehr dazu gehören und da waren mir die kleinen Formate, schon auch aus haptischen Gründen lieber, die NZZ. Bloggen ist auch so eine Art des rezensierens. Es braucht Kritiker, das verstehe ich heute besser als damals. Seine Kritiken fand ich oft genug bissig und zuweilen ist das einschüchternd, weil es sich auch schnell liest, was schnell geschrieben wurde und das beeindruckt, zu mal, wenn man nicht so nassforsch veranlagt ist.

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Satire

Im Netz habe ich folgenden Beitrag kritisch kommentiert, lest selbst und sagt mir was ihr meint? Für mich ist der Beitrag die tägliche Dosis Auseinandersetzung, die meinen Kopf frei macht.

„Wenn jedoch Satire zentrale Elemente des jeweiligen Glaubens karikiert, wie beispielsweise die Kreuzigung Jesu oder Mohammeds Offenbarung des Wortes Gottes durch den Koran; oder Gott und seine Propheten selbst (wie beispielsweise in der Darstellung Mohammeds mit einem Turban, der eine Bombe ist), dann wird es schwierig. Wenn also nicht mehr menschliche Gesinnungen und Glaubensverwirrungen kritisiert werden, sondern der Glaube selbst in seinem Innersten lächerlich gemacht wird, dann überschreitet Satire eine Grenze. Denn jeder Mensch ist frei, zu glauben, an was er will – und diese Freiheit ist ein elementares Menschenrecht.“

 

Um es kurz zu machen, hier stimme ich nicht zu und widerspreche. Alles menschliche und dazu gehört auch der Glaube ist Gesinnung bzw. die Interpretation eigener Wirklichkeiten.
Den Glauben, so wie sie ihn darstellen, als etwas singuläres und von der individuellen Gesinnung unabhängiges, eigenständiges anzusehen, teile ich nicht. Wenn das stimmen würde, dann kann auch jede Ideologie für sich in Anspruch nehmen unantastbar zu sein.

Die menschliche Würde ist unantastbar, aber nicht die imaginäre Würde z.B. einer Ideologie oder einer Glaubenslehre. Satire darf alles. Hier stimme ich Tucholsky zu. Satire ist immer das Ergebnis einer Reflexion, also selbst eine kritische Auseinandersetzung, mit der individuell erlebten Realität, niemand muss damit einverstanden sein und Satire ist nicht unfehlbar und es gibt schlechte und gute Satire, wie es aber komischer Weise, keinen schlechten, nur guten Glauben geben soll. Die freie Meinungsäußerung ist kein Qualitätsmerkmal für gute Meinung, sie kennt keine Wertigkeit. Und die Religionsfreiheit bedeutet nichts anderes, als dass keine Religion über eine andere herrscht und jeder Mensch die Freiheit hat, nach seiner Fasson glücklich zu werden. Die Freiheit gilt dem Menschen und nicht der Religion selbst.

Wer beleidigt wird, darf den Rechtsweg einschreiten und klagen, dann darf ein Richter entscheiden. Selbstjustiz durch die Religion, das geht nun gar nicht. Im übrigen, ich fühle ich mich durch die Kreuzigungsdarstellung anhaltend in meinen Gefühlen verletzt. Dennoch komme ich nicht auf die Idee deshalb zu klagen, denn es ist ja letztendlich meine eigene Verletzlichkeit, mit der ich es hier zu tun habe und da muss ich mich selbst mit auseinandersetzen.

Und wie Houellebecq sagt, eine Satire, ein Buch hat noch nie Menschen dazu gebracht seine Meinung oder seinen Glauben zu ändern. Ich glaube im übrigen auch nicht, dass die barmherzigen Propheten und Erlöser selbst damit Probleme haben?

Michel Houellebecq lesen – le Misanthrope oder der Weise von Frankreich?

Ich frage mich, ob Michel Houellebecq den Roman heute anders schreiben würde, mit dem Wissen über die Anschläge in Paris? Charlie Chaplin hat nach dem Krieg gesagt, hätte er gewusst wie schlimme es den Juden in den Lagern der Nazis ergangen ist, hätte er den Film „Der Große Diktator“ nicht abgedreht.

Im weiteren kann ich nur noch sagen, dass ich auf die Rhetorik der Politiker, nach den Anschlägen in Paris, dem Abschuß des Passagierflugzeuges MH17, über der Ukraine und den 10 Morden an türkischen Migranten, nur noch satirisch antworten kann.

Wenn die Kanzlerin meint der Islam gehört zu Deutschland, dann sage ich: Sie hat sich versprochen, wie sie das schon ganz oft getan hat; und sie meinte: Der Islam gehört Deutschland! Der Zischlaut, die wir noch zu meinen hörten, war nur ein Räuspern.
Ja, der Islam gehört Deutschland und das ist gut so, denn es wird ihm gut tun. Das Land der Denker und Dichter kann wirklich Wunder bewirken, wenn es den Geist inspiriert und nicht die Taten. Wie heißt es so schön im Ausland: „Am deutschen Wesen soll die die Welt….!“

Wer hat je in Frage gestellt, dass Muslime zu Deutschland gehören, die waren schon vor der Wende, selbstverständlicher Teil des Stadtbildes z.B. in Kreuzberg und Neukölln. Muslime sind Deutsche, wie Juden, wie Christen, wie andere.

Es war die Bevormundung religiöser und weltlicher Fürsten, die mit der französischen Revolution beendet werden sollte. Ich will mir heute nicht erneut von religiösen Eiferern den Mund verbieten lassen.

Wenn Religion politisch wird, dann ist sie gemeingefährlich und ein Instrument der Unterdrückung und ich nenne das den religiösen Faschismus. Und weil es dafür genügend Beispiele, in der Geschichte der Menschheit gibt, bin ich konsequent für eine laizistische Staatsform. Nicht anders verhält es sich mit politischen Heilslehren, auch sie sind gemeingefährlich, hier spreche ich dann von politischem Faschismus, ob er nun von links oder rechts initiiert wird.

Das wollte ich, bei aller Aufregung, gesagt haben und wenn ich sage: „je suis charlie“, dann drücke ich damit aus, dass für mich, die Freiheit der Kunst ein unteilbares Grundrecht ist und ich mich mit den Künstlern solidarisiere. Mein ICH selbst hat damit nichts zu tun, ich bin ich bzw., ich bin nichts bzw. die alltäglich Affirmation für meine Familie.

brasch & buch

IMG_8933Die offenbar nicht enden wollenden tragischen Ereignisse der vergangenen Wochen machen mich vor allem eins: ratlos. Bei allem, was ich dazu gelesen habe hat sich letztlich bei mir nur eine Ansicht verfestigt:

Mir geht jegliches Verständnis und Verstehen wollen ab. Hier wurde eiskalt und menschenverachtend geplant, gemeuchelt, gelyncht und auch noch völlig Unbeteiligte (Supermarkt) hingerichtet, weil sie Juden sind. Hier gibt es nichts zu relativieren. Und selbst wenn einer öffentlich auf den Koran pinkelt oder weiß Allah noch macht, suche ich nicht bei solchen Tätern nach entlastenden Motiven. Wenn jemand im Affekt tötet, kann ich das (vielleicht) noch, aber hier nicht.

Parallel dazu gipfelt eine Debatte, die nicht erst seit Pegida völlig vergiftet in den Medien geführt wird, in einem Machtwort der Kanzlerin, das viele Fragen in mir auslöste, über die ich noch einige Zeit grübeln werde:

„Der Islam gehört zu Deutschland.“

In dieser Debatte wurden und werden so viele…

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Wo ist Charlie, Charlie Hebdo? #CharlieHebdo #Allemand

Wo ist Charlie? Wer hat Charlie gesehen? Sachdienliche Hinweise können bei Twitter hinterlassen werden, versehen mit dem Hashtag #oùestcharlie.

Gestern Abend, mit dem Zeitungshändler in der Bahnhofsbuchhandlung in Münster telefoniert und gefragt, wann er öffnet und ob er morgen auch Charlie Hebdo verkauft? Er konnte es nicht sagen, genauso unklar war, wie viele Exemplare er bekommen würde, Wenn ich um 6 Uhr da wäre, dann würde ich sicher ein Exemplar bekommen, meinte er. Optimist. Früh aufgestanden, war schwer; Sternen klarer Morgen, es hat gefroren, die Brücke ist glatt, mit dem Rad mache ich mich auf den Weg; vorgestern hat es mich hier noch hingehauen. Angekommen; bin ich natürlich nicht der einzige, der mit verschlafenem Kopf unrasiert vor der Tür steht. Sehr schnell verstehen wir, es war umsonst, nicht ein einziges Exemplar geliefert, obwohl, sowohl die Westfälische, als auch die FAZ, den Verkauf für heute angekündigt hatten.

Ein Panne, wie es sie eigentlich in unserer gut eingespielten Marktwirtschaft gar nicht mehr geben darf, zu Mal die Nachfrage bekannt und vorhersehbar war. In den USA würde der Vertriebsleiter – ist es einer von Gruner & Jahr (?) – nach diesem Malheur, am Montag seine sieben Sachen packen können. Also, der Satz die Nachfrage bestimmt das Angebot, gilt doch nicht. Umgekehrt wird ein Schuh draus – das Angebot bestimmt die Nachfrage.

Sollte der kleine Charlie gar nicht existieren, er wird doch keine fata morgana sein?
Haben sie ihn nicht auf den Weg gebracht oder nur rudimentär? Ist das Absicht?
Es heißt, es wären 1000 Exemplare an den Deutschen Distribiteur gegangen.
Was für ein Marketingplan steckt dahinter? Einer, wie der von „Mon cherie“?
Mein Eindruck, die Nachfrage wird bewusst knapp gehalten, um die Leute zu frustrieren!
Alles Spekulation, ein neuer Termin wird für die Ausgabe genannt.

Übrigens, auch in den Niederlanden sind nur wenige Exemplare an den Mann/ die Frau gegangen. Dus, waar is Charlie? Hoezo is de distributie so slecht? Is dat opzet?

Der Zeitungshändler am Bahnhof sagt mir, laut Auskunft seines Lieferanten, wird die Auslieferung für den 20.01. erwartet, dann wäre ganz sicher auch ein Exemplar für mich drin, ob es die französische oder die deutsche Ausgabe sei, könne er mir aber immer noch nicht sagen.

Raubkopien wären jetzt die Antwort auf das Versagen des Verlegers. Jetzt müssten die Preise für das Magazin in die Höhe schießen – im Netz kursiert ein Angebot bei Ebay von 500 €.

Wo sind die 5 Millionen Exemplare von Charlie? Il y à seulement une milion, je pense.
Quelques 1000 d’exemplaires pour l’Allemagne. Il n’on a pas assez des locuteurs ici.

#LibertyMarch #MarcheRepublicain #CharlieHebdo

libertémarch_10.01.2015

Der Himmel reißt auf, die Sonne gibt den Blick frei. Heute ist Paris das Zentrum der freien Welt. Die Stadt, die wie keine andere auf dem Kontinent für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit steht. Jenseits allen Pathos, werden in einer 1/2 Stunde gut eine Million Menschen, zwischen dem Place de la République und dem Place de la Nation schweigend los marschieren und zum Ausdruck bringen, was unüberhörbar sein sollte. „JeSuisCharlie!“

Ich und wir lassen uns nicht unsere Freiheit von religiösen Fanatikern, welcher Couleur auch zerschießen. Wir sagen Nein zu allen Versuchen, die Errungenschaften der französischen Revolution einem religiösen Diktum zu unterwerfen. Es beginnt ein beispielloser Trauermarsch zu ehren der 17 Helden von Paris, die diesen Tot nicht verdient haben. Wenn es einen G’tt gibt, einen gerechten, dann hätte er dies genauso verhindern müssen, wie Auschwitz und alle anderen Barbareien, die Menschen Menschen zufügen, wo auch immer in der Welt.

Die beiden hier gezeigten Bilder markieren für mich den Anlass für meinen Widerstand und ich fordere alle auf, mit Spott und klaren Worten die religiösen Fanatiker, welcher Couleur auch immer, in Schranken zu weisen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und erzählt mir nicht, es wäre k e i n e  Frage der Religion – quatsch es ist sehr wohl eine Frage der Glaubenssätze. Die Vernichtung der Redakteure von Charlie Hebdo ist ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht der freien Presse und ein Angriff gegen alle Frei- und Querdenker, die sich nicht einem moralischen oder geistigen Diktat unterordnen wollen. Sie waren das unbeugsame Völkchen jenseits der politischen Eliten. Ihr Zaubertrank war der Stift, die Tiusche und der MagicMarker.

Wie, der Anschlag auf #CharlieHebdon wird instrumentalisiert?

Ja, heute erscheint in vielen Deutschen Zeitungen unter der Headline „Wehren wir uns“ folgender Aufruf und folgende“ infame“ Karikatur. Auftraggeber ist der Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger. Diese Karikatur setzt gleich, was nicht gleich zu setzen ist.

Quelle BDZV via Stefan Niggemeier
Quelle BDZV via Stefan Niggemeier

Mit dabei die FAZ, vertreten durch den Herausgeber Berthold Kohler. Erschienen, am Vorabend, In der Onlineausgabe der Zeitung. Passend, zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky. Schon der Kohlersche Kommentar tags zu vor, hat mich erzürnt, leider war die Kommentarfunktion aber schon geschlossen, bevor ich meine Kritik an der Argumentation posten konnte. Im Folgenden meine Anmerkungen, verbunden mit Stefan Niggemeiers Medienkritik, siehe Blog. Ich schrieb:

Die Fremd- und Selbstwahrnehmung sind zweierlei Paar Schuh und scheinbar der Konflikt bei den Deutschen Zeitungsverlegern.  Was da miteinander verglichen wird ist unvergleichbar, die Gleichsetzung der Absichten der Demonstranten und der Täter von Paris ist infam.

  1. Der Anschlag von Paris ist ein Angriff auf die Meinungs- u. Pressefreiheit im Allgemeinen und Speziellen. Ein Anschlag gegen einen kleinen Verlag, der eine Minderheitenmeinung vertritt und dessen Ansichten nie Chancen hätte z.B. in der FAZ veröffentlicht zu werden.
  2. Der Anschlag es ist eine Kriegserklärung an Europa und den Geist der Aufklärung und im speziellen eine Kriegserklärung an die Stadt Paris. Die Verlagshäuser in Deutschland waren nicht das Ziel, insbesondere nicht die, die sich, in voreilenden Gehorsam, selbst verboten haben islamkritische Karikaturen zu publizieren.
  3. Die Erklärung des Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger ist beschämend u. eine Anmaßung. Hier werden die Täter u. die Barbarei von Paris verharmlost und relativiert.
  4.  Der Protest der Bürgern von Dresden hat rein gar nichts mit den Anschlägen in Paris gemein.
  5. Der Begriff Lügenpresse echauffiert allein die Journalisten und Herausgeber, die genau wissen, was damit gemeint ist und sich ertappt fühlen und dies zu recht. Solange sich ein Teil der Presse mit der politischen Elite gemein macht und statt aufzuklären u. zu informieren Gesinnungsjournalismus betreibt , ist die Kritik an ihr nur berechtigt u. der Begriff Lügenpresse hart, aber fair. Ich erinnere mich gut wie einseitig und tendenziös über den Konflikt in der Ukraine berichtet wurde, zuweilen hatte ich das Gefühl, der verlängerte Arm der Adenauerstiftung sitzt in den Redaktionen.
  6. Die Verleger werden sich nicht angesprochen fühlen, die informieren und keine Meinung manipulieren,.

Wer die Absichten der Mörder von Paris gleichsetzt, mit den Absichten der Demonstranten von Dresden, instrumentalisiert und noch schlimmer, er relativiert auf unerträglicher Weise ,die Barbarei der Täter und verzerrt den Mut und das Engagement der getöteten Redakteure und Karikaturisten von Charlie Hebdon.

Vous n’êtes pas Charlie!

„Die Zeitungsverleger instrumentalisieren das Attentat von Paris für ihren Kampf gegen Pegida. (..)Es ist jedenfalls auch die Sorge, dass sich diese Leute durch solche Reaktionen der Zeitungen noch bestärkt und bestätigt fühlen.“, wie Stefan Niggemeier schreibt und ich stimme ihm darin zu.

je suis charlie – #keepwriting

Frau V.: “Aber man muß doch seine Freude haben können an der Kunst.”
Johannes: “Man kann viel mehr haben an der Kunst als seine Freude.”

Gerhart Hauptmann

Zwölf Aufrechte des Charlie Hebdo Teams hingerichtet und Millionen Leser verletzt.
Was fehlt? Der Dialog? Was bleibt? Eine Fiktion, nie verworteter Empfindungen.
Alles steht im Konjunktiv, weil nichts klar ist und alles Spekulation, in den Stunden und der ersten Nacht nach dem Anschlag.

Q:“Ehrlich, hab ich Dich verletzt?“ – Vous ai-je mal? Honnetement!
A: „Was weiß ich viel? -Ce que je sais beaucoup!“
Und weiter, dann aber im Himmel, denn die Redakteure kommen sicher in den Himmel, alles andere wäre ungerecht und das Unrecht müsste spätestens an dieser Stelle aufhören, das Schicksal der Männer weiter zu bestimmen.

Q:“Avez-vous encore de la douleur?
A:“Ich kann es dir nicht mehr sagen. Ich fühle nichts, aber ich habe es befürchtet, dass es fatal enden wird, mit mir. Ich traure um die andern. Doch, wieso fragst du? Jetzt, willst du mit dir reden? Und wie, wenn du da unten noch lebst. Hier im Jenseits, funktioniert das so nicht. Übrigens, was ist mit den Jungfrauen, die auf dich warten? Wie, du stehst nicht auf Frauen, deshalb lebst du noch? Dir ist ist aber auch nichts mehr heilig!
Wir sind auf einer Reise und ich weiß nicht wo die Reise hingeht.“

Charlie weint und nicht nur er. Die Welt hat nicht genug Tränen. Diese Tränen sind keine Peanuts, denn am 07. Januar 2015 wurde uns allen bewusst, wie gefährlich die Zeiten sind. auch für uns, für die schreibende und zeichnende Zunft in Europa. Gewiss ist uns, der Staat kann unsere Privatsphäre nicht mehr schützen, vor überengagierten fremden Diensten und auch nicht die Meinungs- und Pressefreiheit, vor denen verteidigen, die sie unterbinden wollen, wie vehement er das auch bestreitet. Die Repräsentanten des Staates werden sich rausreden, mit dem Satz, die absolute Sicherheit gebe es eben nicht. Sie haben uns ja auch aufgefordert, die sog. religiösen Gefühle nichts zu verletzen, mit den Bildern usw., dabei haben sie nicht beantworten können, was denn bitte ein religiöses Gefühl ist oder meinten sie eben doch die religiösen Glaubenssätze? Dabei geht es gar nicht um die absolute Sicherheit, sondern um die Freiheit. Eine unteilbare Meinungs- und Pressefreiheit, die letztendlich doch zu einer Frage des Geldes und der Macht geworden ist. Es sind nicht die Journalisten und Blogger, die diese Freiheit besitzen, heute genießen nur jene die Meinungs-und Pressefreiheit, die Herausgeber- und Providerstatus besitzen.

Die Toten sind die ersten Journalisten die in ihren eigenen Redaktionsräumen hingerichtet wurden und nicht, wie die Fotografinnen Anja Niedringhausen und Camille Lepage in Kriegs- und Krisengebieten, die sie für ihre Recherchen aufsuchten. In den kommenden Tagen werden die Trauermärsche lang sein, wenn Paris seine Toten beisetzt. Die Vorstadtkinder von einst, die sich Charlie Brown zum Vorbild genommen haben, den ewigen Verlierer, sind jetzt tot und mit ihnen auch ihre Passion, ihre Leidenschaft und ihr radikaler Geist, der sie antrieb. Dies zu ersetzen ist eigentlich unmöglich und das war die Absicht ihrer Mörder. Zwei Psychopathen, ein Killerkommando, ein eingespieltes Team. Wer tut so etwas, so barbarisches und besitzt auch noch die Geistesgegenwart, nichts von sich zu hinterlassen, als die Tod bringenden Gewehrkugeln. Abgebrüht und austrainiert. Das wird für die Verfolgungsbehörden keine leichte Sache, die Täter lebend zu fassen.

Braucht es mehr Spottlust á la Charlie Hebdo?
Ja! Dem politischen Diskurs kommt der Humor abhanden. Wir brauchen weniger Gesinnungsjournalismus und mehr Spottlust, mehr scharfzüngige Satire – gerade im Umgang mit den Komfortzonen der Tagespolitik. Spott muss nicht gefallen, er soll nur pointieren, was mit Worten nicht auf den Punkt gebracht werden kann.

Waren Sie respektlos, die Herrn von Charlie Hebdo?
Nein, sie waren unbeugsam, kompromiss- und schonungslos radikal. Der Meinungsfreiheit verpflichtet. 12 Gerechte, die mit ihrem Zeichenstift unbeugsam und furchtlos, couragiert und engagiert die Werte der Aufklärung verteidigten. Heute, in der postdemokratischen Zeit stehen diese Grundwerte der Aufklärung, selbst in der Stadt der Aufklärung -dans la ville des Lumières, zur Diskussion. Die Sekuritätssucht wird auch dieses Ereignis nutzen, um weitere Einschränkungen zu rechtfertigen. Nichts brauchen wir so sehr, wie den Geist dieser aufrechten 12 Männer. Wer wird die Lücke füllen? Wer wird an ihrer Stelle, denen die Stirn bieten, die uns ängstigen und mundtot machen wollen? Wir?

Unsere Waffen ist der Bleistift, ist der Griffel, ist die Tinte und Tusche, der MagicMarker, der Fineliner – nutzen wir ihn und hören nicht auf zu schreiben. #keepwriting

B6xPUNQCYAAnL-4

 

+ Eilmeldung + Corrida abgebrochen + Stierterrorismus +

Stiere verletzen drei Matadore schwer

Zum ersten Mal seit 35 Jahren ist in Madrid ein Stierkampf abgebrochen worden. Bei der traditionsreichen Feria de San Isidoro wurden alle drei Matadore von zwei Stieren zum Teil schwer verletzt. (FAZ)

Und die liberale FAZ zeigt ein am Boden liegenden Matador (geniale Bilder/ FAZ) und seinen Bezwinger, ein schwer zu ertragndes Bild! Was ist los im Hochland von Kastillien? Sind das die Vorboten eines neuen Terrorismus – Stierterrorismus? Wie die Baumbarts, im Herr der Ringe revoltieren, rotten sich jetzt die Stierherden Kastilliens zusammen und machen Jagd auf junge Männer / Matadore?

Bitte stellt jetzt nicht wieder die Systemfrage. Wir sollten jetzt nicht von Verwörungstheorien sprechen, die bestehenden Gesetze reichen, um die Verantwortlichen mit der ganzen Härte des Gesetzes zur Rechenschaft zu ziehen. Ein Bekennerschreiben gibt es noch nicht.

So was ist tragisch, aber das sind verwirrte Einzeltäter. Jetzt werden die eventuell verschwörerischen Hintergründe, brutals möglich und ohne Rücksicht auf Stellung und Ansehen der Stiere ermittelt. Das ist ein Angriff auf unsern europäischen Wertecanon und duldet keine Toleranz.
Waren die Stiere Teil einer konspirativen Organsiation (PETA)? Haben wir es mit einer neuen animalischen Gefahr zu tun, mit radikalisierten und fanatischen Horden von Hochlandrindern aus Kastillien?

Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. „Es gibt Nulltoleranz gegenüber Tierterrorismus!“, so der Innenminister. Die restlichen Stiere wurden in Haft genommen.

Phoenix hat am 20.03. d.J. eine Doku zum Thema „Toros – Von Menschen, Stieren und Kämpfen“ ausgestrahlt, hier wird auch der am Boden liegende Toro David Mora befragt und man kann ihm beim Training zu schauen.

Ein Video von Canal+, das die dramatischen Ereignisse, um die drei Matadore,
in der Arena Las ventas festhält.