Das digitale Klassenzimmer Chancen & Risiken

Passende zur didacta die Ende Februar in Hannover stattfindet beginnt der öffentliche Diskurs zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht. In der FAZ erschien gestern ein Artikel zum Thema „Das digitale Klassenzimmer„.

Die Autorin zeigt am Beispiel des Franz-Stock Gymnasiums (@FranzStockGym) in Arnsberg, wie der Einsatz digitaler Medien gelingen kann. Deutschland hat 40 TSD. Schulen, wie weit das Digitale- das Kreidezeitalter überwunden hat, erklären eine Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung (@KASonline) und die KIM-Studie, deren Ergebnisse im Rahmen der didacta vorgestellt wird. Exemplarisch, für die problematische Situation an deutschen Schulen, ist der Leserkommentar einer Lehrerin zum erwähnten Artikel in der FAZ, den ich hier ungekürzt wiedergebe.

Meine Erfahrungen mit Whiteboards sind schlecht. Es schreibt sich nur holperig darauf, das Ergebnis ist kaum lesbar. Selten, dass eine Schulstunde ohne technische Probleme verläuft. Dazu Inkompetenz von Lehrerseite, und dieses ständige kalibrieren, was eh nichts nützt, weil der Punkt anschließend trotzdem fünf Zentimeter vom Stift entfernt erscheint. Die Tafel ist zuverlässiger. IPads haben meiner Meinung nach zu wenig Funktionen, wenn schon sollte man richtige Laptops verwenden. Beunruhigend ist auch, dass Viele inzwischen nicht mehr in einem Buch, oder in einem längeren Text nach den Informationen suchen können, welche sie benötigen, sondern lieber über ein Suchmaschine schnell nach einer Antwort suchen lassen. Kaum ein Referat kann heute noch Bücher als Quelle angeben. Medienkompetenz schön und gut, aber wir sollten nicht verlernen ohne diese Geräte zu kommunizieren, und Informationen auszutauschen. Nicht zu vergessen, die Gefahren im Netz.(Quelle)

Die Stimmung in der Lehrerschaft kennzeichnet die Stellungname des umtriebigen Präsidenten des DLV Josef Krause. Mit bajowarischer Eloquenz tritt er als Warner auf, er sieht die Risiken und hält die Chancen für den Einsatz digitaler Medien im Unterrichtsalltag für überbewertet. Und er geht weiter und sagt: „Die totalen Computerisierung des Klassenzimmers schadet der Konzentration und dem Durchhaltevermögen der Schüler“. Hat er Recht?

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Eine hypokrite Situation…..

Da heißt es nun: „wir sitzen alle in einem Boot, der Sturm der uns entgegen pfeift ist heftig, aber wir werden ihm trotzen“. Die drei „weisen aus dem Morgenland“ werden uns nicht die Suppe versalzen oder gar in Angst und Schrecken versetzen, dass wir aufhören mit spitzem Stift zu schreiben und auch noch die Tusche vertrocknen lassen, Sicher ist, es ist sehr viel mehr Spott nötig, um der aktuellen Situation gerecht zu werden. Was ist los in Europa?

Landesweit gehen drei Millionen Menschen auf die Straße – Vive La France, und aus den Häuserschluchten erklingt hundertfach die Marseillaise. Gut, nicht so ergreifend wie, wenn Edith Piaf sie singt, aber Gänsehaut feeling puur, ist garantiert. Auch wenn der Text mächtig blutig ist, aber vielleicht ist es genau das, was jetzt zählt, weil das, was in den Redaktionsräumen von Charlie Hebdo passiert, so blutig war, wie wir es uns nicht haben vorstellen können.

Ein Demonstrant in Paris trug ein Schild, mit folgendem Text: „je marche mais, je suis conscient de la confusion et de l’hypocrisie de la situation!“. Was hat er wohl damit gemeint? Dass da Juden und linke Journalisten hingerichtet wurden und jetzt die ganz Welt brüllt „je suis charlie“?
Es waren ja nun nicht gerade Journalisten des Establishments, die da beweint und denen die letzte Ehre (NIls Minkmar/ FAZ) erwiesen wurde und wegen einer Handvoll jüdischer Männer so viel Tamtam? Bitte, was soll das alles? – Worum geht es hier eigentlich?

Die 50 Staatsmänner/frauen stehen nicht für die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Man könnte auch sagen, denen sind die Werte der französischen Revolution doch schon lange sch… egal. Nehmen wir nur den Angriff auf die Privatsphäre durch die Geheimdienste und der damit verbunden Verlust der Bürgerrechte. Charlie Hebdo hat in einem Haifischbecken der konservativen Medienwelt versucht zu überleben und dabei einen fast aussichtslosen Kampf geführt. Charlie Hebdo war nicht zögerlich und teilte gegen jeden aus, gegen die Heuchelei aller Ortens.

Jetzt wird die Schuldfrage diskutiert, folgt Analyse auf Analyse, um zu verstehen, was unverständlich bleiben wird, für all die, die mitempfinden und vom eigenen Selbst distanziert unterwegs sind. Die Frage der Fremdenfeindlichkeit wird diskutiert, ob wir genug tun, um die Migranten willkommen zu heißen, oder ob die Migranten genug tun, um sich zu assimilieren?

Der Berliner Migrantenforscher Ruud Koopmans wartet u.a.mit folgenden Zahlen auf, zum Thema Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie) unter Muslimen: 45% von 9000 befragten Migranten sind judenfeindlich. Er kommt in seiner Studie zu dem Ergebnis: „Religiöser Fundamentalismus unter Muslimen ist in Westeuropa kein Randphänomen„. Andererseits bleibt es mir schleierhaft, wie so die überwiegende Mehrheit der Muslime den Terror des fanatischen Islamismus, denen mehr Muslime zum Opfer fallen, als Nicht.Muslime, so klaglos hin nehmen und sich nicht lauter und nachdrücklicher zur Wehr setzen.

Man fragt sich viel viel Kritik verträgt der Koran, von mir aus auch die Tora und die Bibel? Nicht viel, stelle ich fest. Die Bücher werden heroisiert, obwohl sie nur Gleichnisse enthalten, gelten sie als Gebrauchsanweisungen für ein durch aus hoch komplexes Leben in der heutigen Zeit. Alle drei Werke werden deutlich überschätzt. Bitte, würden wir die Smartphones bedienen wollen, nach eine Anleitung aus dem 19. Jahrhundert? Ganz bestimmt nicht! Es würde nicht funktionieren. Die Bücher sind alt und haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, lasst sie was sie sind – alte Bücher, mit einem hohen literarischen Wert. Aber das war es dann auch.

Die Journalisten von Charlie Hebdo sind Märtyrer der Pressefreiheit, wie die Kriegsfotografinnen Anja Niedringhausen und Camille Lepage.
„JE SUIS CHARLIE“ markiert die Geburt eines Widerstandsgeistes, der unserer besten geschichtlichen Tradition würdig ist“, so der französische Philosoph Henry Lévy in der FAZ.
Ein schöner Gedanken und ich hoffe er behält mit seiner Annahme recht und wir werden in den kommenden Wochen und Monaten erleben, dass die Demonstrationen in Paris wirklich tiefere Spuren in unserer europäischen Zivilgesellschaft hinterlassen.

Die 12 Autoren von Charlie Hebdo waren nicht die Lieblinge des politischen Establishments, auch nicht hier in Deutschland. Für viele waren es trotzkistische Kommunisten, nicht liberal, echte antibürgerliche Nonkonformisten. Was sich da auf den Straßen zwischen Place de la Republique und den Place de la Nation versammelte, war eine bunte Melange, die oft genug nicht gut auf Journalisten an zu sprechen war. Es bleiben bei aller Analyse die Fragen: Wieso der Hass auf Juden und linke Journalisten? Wieso darf nicht gespottet und mit spitzem Stift geschrieben werden, wieso muss alles glatt gestrichen und gebügelt werden? Der öffentliche Diskurs ist unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit gestutzt worden, aber wie die Täter von Paris an Kriegswaffen kommen konnten, diese Frage kommt im öffentlichen Diskurs, nur hinter vorgehaltener Hand zur Sprache. Das ist doch Hypokrit!

In Amsterdam, Paris und Berlin nehmen die Attacken gegen Juden zu, es ist keinesfalls so, dass 80 Jahre nach der Machtergreifung Juden ungefährdet, mit Keppi auf dem Kopf über die Straßen in Europa laufen können. Sich vor Übergriffen und Anfeindungen zu schützen gehört auch nach 45 zum Alltagsleben europäischer Juden. Juden werden faktisch vor die Wahl gestellt ob sie weiter in Paris. A’dam. Berlin oder in Tel Aviv leben wollen. Dabei ist nicht der Einzelne Muslim das Problem, siehe Lassana Bathily, sondern die von Hasspredigerns aufgepeitschten Horden, die Tod den Juden skandieren.

Der 07.01.2015 ist für Europa, was der 9/11 für die USA ist, eine Zeitmarke. Nie waren die Staaten so stark, nie hatten sie so viel Geld aus Steuereinnahmen und doch sind sie nicht in der Lage unsere Bürgerfreiheiten zu garantieren. Sie können tatsächlich nicht verhindern, dass paramilitärisch organisierte Psychopathen eine Zeitungsredaktion stürmen. Das kann heute an jedem anderen Ort in Europa wieder passieren und da ist die Angst der Zeitungsverleger verständlich und doch sind es nicht die Wutbürger in Dresden, die die Redaktionen stürmen werden, sondern religiöse Fanatiker – die im religiösen Empfinden verletzt, einem Wahn frönen.

Es braucht sehr viel mehr Spottlust und die abrahamitischen Religionsgemeinschaften müssen sich den Spott und Humor auch gefallen lassen. Dem politischen Diskurs ist sowieso der Humor abhanden gekommen. Wir brauchen weniger Gesinnungsjournalismus, weniger Meinungsmache und dafür sehr viel mehr Aufklärung. Wir brauchen scharfzüngige Satire, gerade im Umgang mit den Komfortzonen des Tagespolitik. Spott darf nicht gefällig sein, er soll pointieren, die Karikatur unterstreicht clownesk, was mit Worten nicht auf den Punkt gebracht werden kann. Nils Minkmar schreibt treffend unter der Überschrift „Die Schüsse der Terroristen“, ich würde präzisieren – religiösen Fanatikern „galten einem Prinzip“,
(FAZ, vom 11.01.2015):

Wir sind bei „Charlie Hebdo“ in die Schule der Anarchie gegangen. Sie ist die eigentliche Ressource Frankreichs. Jetzt müssen wir zeigen, was wir gelernt haben.

Die ganze Situation ist hypokrit, aber wir marschieren mit und weiter, und hoffen auf bessere Zeiten. Oder eskaliert das ganz doch und endet in einem riesigen Desaster?

 

Wie, der Anschlag auf #CharlieHebdon wird instrumentalisiert?

Ja, heute erscheint in vielen Deutschen Zeitungen unter der Headline „Wehren wir uns“ folgender Aufruf und folgende“ infame“ Karikatur. Auftraggeber ist der Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger. Diese Karikatur setzt gleich, was nicht gleich zu setzen ist.

Quelle BDZV via Stefan Niggemeier
Quelle BDZV via Stefan Niggemeier

Mit dabei die FAZ, vertreten durch den Herausgeber Berthold Kohler. Erschienen, am Vorabend, In der Onlineausgabe der Zeitung. Passend, zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky. Schon der Kohlersche Kommentar tags zu vor, hat mich erzürnt, leider war die Kommentarfunktion aber schon geschlossen, bevor ich meine Kritik an der Argumentation posten konnte. Im Folgenden meine Anmerkungen, verbunden mit Stefan Niggemeiers Medienkritik, siehe Blog. Ich schrieb:

Die Fremd- und Selbstwahrnehmung sind zweierlei Paar Schuh und scheinbar der Konflikt bei den Deutschen Zeitungsverlegern.  Was da miteinander verglichen wird ist unvergleichbar, die Gleichsetzung der Absichten der Demonstranten und der Täter von Paris ist infam.

  1. Der Anschlag von Paris ist ein Angriff auf die Meinungs- u. Pressefreiheit im Allgemeinen und Speziellen. Ein Anschlag gegen einen kleinen Verlag, der eine Minderheitenmeinung vertritt und dessen Ansichten nie Chancen hätte z.B. in der FAZ veröffentlicht zu werden.
  2. Der Anschlag es ist eine Kriegserklärung an Europa und den Geist der Aufklärung und im speziellen eine Kriegserklärung an die Stadt Paris. Die Verlagshäuser in Deutschland waren nicht das Ziel, insbesondere nicht die, die sich, in voreilenden Gehorsam, selbst verboten haben islamkritische Karikaturen zu publizieren.
  3. Die Erklärung des Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger ist beschämend u. eine Anmaßung. Hier werden die Täter u. die Barbarei von Paris verharmlost und relativiert.
  4.  Der Protest der Bürgern von Dresden hat rein gar nichts mit den Anschlägen in Paris gemein.
  5. Der Begriff Lügenpresse echauffiert allein die Journalisten und Herausgeber, die genau wissen, was damit gemeint ist und sich ertappt fühlen und dies zu recht. Solange sich ein Teil der Presse mit der politischen Elite gemein macht und statt aufzuklären u. zu informieren Gesinnungsjournalismus betreibt , ist die Kritik an ihr nur berechtigt u. der Begriff Lügenpresse hart, aber fair. Ich erinnere mich gut wie einseitig und tendenziös über den Konflikt in der Ukraine berichtet wurde, zuweilen hatte ich das Gefühl, der verlängerte Arm der Adenauerstiftung sitzt in den Redaktionen.
  6. Die Verleger werden sich nicht angesprochen fühlen, die informieren und keine Meinung manipulieren,.

Wer die Absichten der Mörder von Paris gleichsetzt, mit den Absichten der Demonstranten von Dresden, instrumentalisiert und noch schlimmer, er relativiert auf unerträglicher Weise ,die Barbarei der Täter und verzerrt den Mut und das Engagement der getöteten Redakteure und Karikaturisten von Charlie Hebdon.

Vous n’êtes pas Charlie!

„Die Zeitungsverleger instrumentalisieren das Attentat von Paris für ihren Kampf gegen Pegida. (..)Es ist jedenfalls auch die Sorge, dass sich diese Leute durch solche Reaktionen der Zeitungen noch bestärkt und bestätigt fühlen.“, wie Stefan Niggemeier schreibt und ich stimme ihm darin zu.

~ „Pädophilie war in der grünen Ideologie angelegt“ ~

Christian Füller versus Ines Pohl. Die Gnade der Chefredakteurin komme über uns. Wir sind Zeitzeugen einer Realsatire und Presseposse. Einer Übersprungshandlung gleich hat die Chefredakteurin der „taz“ Ines Pohl – eben mal den Füller weggeputzt. So geht das: Artikel bestellen, Artikel küren, Artikel wegputzen.

Da ist einer eloquenten und feschen Journalistin 35 Tage vor der BTW der Arsch auf Grundeis gegangen. Oder sie hat sich mächtig vergaloppiert, zumindest wenn man der Aufregung im Netz glauben will.

Was höchstens eine Randnotiz gewesen wäre, hat jetzt das Zeug zu einem Skandal im Sperrbezirk der „taz“. Ines Pohl, wohlmöglich angetrieben von der eigenen Allmachtsphantasie, fühlte sich berufen als Gralshüterin des deutschen Qualitätsjournalismus – angeblich erst wegen falscher Tatsachenbehauptung und dann später wegen fehlender Kausalzusammenhänge, uns, das werte Publikum, vor einem Artikel zum Thema Pädophilie in der Grünen Szene der frühen 1980er Jahre schützen zu müssen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Der Medien Journalist Stefan Niggemeier hat stante pede den Artikel und die Geschichte auf seinen Blog verortet, es folgt Kommentar auf Kommentar, das Für und Wider wird turbulent diskutiert – und obwohl Niggemeier mit seinem Blog im Netzrating 2272 Plätze hinter der „taz“ rangiert, ist er es, der die Brisanz, die News bestimmt. Inzwischen haben auch andere das Thema aufgegriffen, die Welt, der Tagesspiegel und die FAZ. Die Karriere dieses Füllerschen Textes hat erst begonnen und wird selbst zur News.
„Bad news are good news!“ – sowohl für das eigentliche Thema, für den Autor Christian Füller und für den Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Win-Win, nennt man das dann wohl.

Ein Satz in der Polonaise von Kommentaren gefällt mir persönlich am besten, auch wenn er so nicht gemeint und aus dem Zusammenhang gerissen ist. Aber er zerschmilzt auf der Zunge wie bestes Gelato – »(..) entlarvt Füller die weltanschaulichen Ansichten der Grünen als Lügengebäude, das im Kern auf einer Perversion fußt.« Aber lest selbst, klickt (hier) und auf das Bild und seid herzlich eingeladen, weiter zu diskutieren.

Die Historiker …

„Die Historiker lehren uns, dass die Emanzipation der Bürger im späten Mittelalter begonnen habe und spätestens zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen abgeschlossen war. Die Menschen,“ (..) die allerorts auf die Straße gehen, ob nun in Istanbul oder Sao Paulo, „lehren uns, dass die Freiheit, die Selbstbestimmung und die Menschenwürde des Bürgers nicht nur gut abgehangene Begriffe aus den Geschichtsbüchern sind. Sondern Rechte, die immer wieder erkämpft werden müssen.“

Anna Prizkau „Die Köpfe der Rebellion“, in der FAZ, vom 2.06.2013

Music: Stoiber On Drums performed by Jonny König

„Wenn Sie / Vom Hauptbahnhof in München / Mit zehn Minuten / Ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen / Dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen“

Hellhörig und weitsichtig, ein genialer Text zum geistigen in der Musik: Reden wir über Musik, Mathe und Politik via FAZ, vom 21.02.2013 von VOLKER ZASTROW;
ein getrommelter Text eine Persiflage auf eine unklare Rede eines Ministerpräsidenten aus D., FAZ vom 1.02.2013

Guten Morgen Palästina

Guten Morgen Palästina

Girlanden flattern im Wind, Jubel auf den Straßen von Gaza und Ram’allah. Rosen und Granatäpfel erblühen. Endlich beginnen die lang ersehnten Verhandlungen. Die palästinensische Fahne weht friedliebend neben der israelischen. PLO und Hamas sprechen mit einer Stimme. Abbas ist der unumstrittene Präsident aller Araber im Land der Philister. Die territoriale Grenzen werden bestimmt. Wirtschaftliche Verträge geschlossen. Die Zollunion und Währungsunion beibehalten. Einer träumt vom arabischen Dollar, der die ganze Region zwischen Euphrat und Nil eint. Die Korruption der Autonomiebehörde wird beendet, die verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, die veruntreuten UN- & EU-Gelder den arabischen Bürgern auf der Westbank und in Gaza zurück gegeben. Die Administration der Hamas und Fatah rüstet ab. Die arabischen Frauen erhalten gleiche Rechte. Kinder behalten ihre Kindheit. Die Siedler in der Westbank sind nicht länger Feinde. Lasst sie siedeln, das Land bestellen und macht es ihnen nach. Die Exklusivität wird teilbar. Der 29. November markiert eine Zeitwende. Alle schlagen sich auf die Schenkel, weshalb sie nicht schon früher daran gedacht haben. Überall Bruderküsse. Alles wird gut -, endlich nach 60 Jahren hat die UN die palästinensische Frage gelöst. Ein neuer Staat ist geboren. Das Kind atmet selbständig -, es geht ihm gut, sein Apgar-Werte sind famos! Shalom & Salam’aleikum! Mein Wecker klingelt, ich wache auf, – ein Traum! 

Am 29.11.2012 hat in New York die 67. UN-Vollversammlung darüber entschieden, ob die Autonomiebehörde, die im Namen“Palästina“ sprechen will, den Beobachterstatus bekommt. Italien, Frankreich, Spanien und die meisten EU Staaten unterstützen den Antrag, die Tschechische Republik stimmte mit Nein, Polen, die Niederlanden, Großbritannien und Deutschland enthielten sich der Stimme. (FAZ Leitartikel(Wer hat wie gestimmt!)

Die Palästinenser werden morgen aufwachen und feststellen, dass sich in ihrem Leben wenig verändert hat.“ Susan Rice 

FAZ, Leser-Kommentar von Wolfgang Hebold,  29.11.2012
Da soll also ein künstliches Gebilde aufgewertet werden. Was für ein Unsinn. Es hat niemals ein Palästina und ganz sicher auch keine zwei gegeben. So wenig, wie es die Eifel zweimal gibt. Bis 1918 war das Gebiet osmanisch und zerfiel in einen wirtschaftlich erfolgreichen jüdisch besiedelten Westen und einen rückständigen Osten. Ab 1922 zauberte dann der Völkerbund ein Mandatsgebiet aus seinem Hut hervor, von dem der westliche Teil den Juden und der östliche Teil den Arabern zugesagt wurde. Nur strömten die meisten Araber zur Küste, weil es dort wirtschaftlich aufwärts ging. Keiner kam auf die Idee, von „den“ Palästinensern zu sprechen. 1947 wurde das Mandatsgebiet von der UNO geteilt und in einem Moment der Selbsterkenntnis lehnten die Araber die Teilung ab. Sie hätten auch nach einem Sieg über die Juden kein Palästina gegründet, sondern Jordanien hätte bis zur Küste gereicht. Und so sollte man es auch heute machen. Nur eben mit dem Jordan als Grenze zwischen Israel und Jordanien.

FAZ, Leser-Kommentar von Carolin Arcos, 29.11.2012; Hoffnungsloser Fall
Bei den Kommentaren hier erinnere ich mich noch gut an die naiv-dümmliche Begeisterung nach der Jasmin-Revolution im Iran, der Begeisterung über den demokratischen arabischen Frühling, die Parteinahme für syrische „Aktivisten“ oder optionell fuer Assad, die Begeisterung für den tollen Demokraten Mursi. Und nun hofft man auf einen friedlichen Pali-staat, und alles wird gut und wir gehen Hand in Hand dem Sonnenuntergang entgegen. Ist das nun Naivität oder Schlimmeres?

FAZ, Leser-Kommentar von Richard Löwe, 29.11.2012,
Palästinenser gibt es nicht, wie soll es da einen Staat geben? Das sind nicht meine Worte, sondern die Worte eines Hamas-Ministers im ägyptischen Fernsehen. „Palästinenser gäbe es nicht, er selbst sei Ägypter!“

@Benavra vom 30.11.2012

Erkenning van Palestina betekent volkenrechtelijk dat de VN een stuk Jordanie en een stuk Egypte onteigend heeft. Kleinigheidje. Kniesoor..

Alice Miller vs J.Harvey Kellogg

Du sollst nicht fühlen…

„Ein Mittel gegen Masturbation, welches bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Arzt ohne Betäubung durchgeführt werden, weil der kurze Schmerz einen heilsamen Effekt hat, besonders, wenn er mit Gedanken an Strafe in Verbindung gebracht wird. Bei Mädchen, so hat der Autor herausgefunden, ist die Behandlung der Klitoris mit unverdünnter Karbolsäure (Phenol) hervorragend geeignet, die unnatürliche Erregung zu mindern.“

John Harvey Kellogg, M.D., Treatment for Self-Abuse and its Effects, Plain Facts for Old and Young, Iowa: F. Segner & Co. (1888), Seite 295

Die einen reden von den 10 Geboten, die anderen sagen: Moses habe auf dem Berg Sinai, von G’tt, 613 Gebote (Mitzwe) erhalten, doch ein Gebot war nicht unter diesen, jenes Gebot fand erst tausende Jahre später die Jüdin Alice Miller aus Lemberg an den Ufern des Limmat. Alices Gebot lauetete, „du sollst nicht merken“.  Früh verinnerlicht und im Unbewussten wirksam, niemals beim Namen genannt – „du tust in Wahrheit das selbst, was dir in der Kindheit angetan wurde.“ Das obige Zitat, vor dem Hintergrund des alicischen Gebots refelektiert, wirft ein düsteres Bild auf die Jugendtage des kleinen John Harvey.

„[…] wohin ich schaue, sehe ich das Gebot, die Eltern zu respektieren, nirgends aber ein Gebot, das Respekt für das Kind verlangt.“ / Am Anfang war Erziehung

Denn jedes Kind lernt durch Nachahmung. Sein Körper lernt nicht das, was wir ihm mit Worten beibringen wollten, sondern das, was dieser Körper erfahren hat. Daher lernt ein geschlagenes, verletztes Kind zu schlagen und zu verletzen, während das beschützte und respektierte Kind lernt, Schwächere zu respektieren und zu beschützen. Weil es nur diese Erfahrung kennt.“ (…) „Wie wir wissen, eignet sich fast jedes Gedankengut dazu, den in der Kindheit mißhandelten Menschen als Marionette für die jeweiligen persönlichen Interessen der Machthaber zu gebrauchen. Auch wenn der wahre ausbeuterische Charakter der verehrten und geliebten Führer nach deren Entmachtung oder Tod zu Tage tritt, ändert das kaum etwas an der Bewunderung und bedingungslosen Treue ihrer Anhänger. Weil er den ersehnten guten Vater verkörpert, den man nie hatte.“  / Dein gerettetes Leben  von Alice Miller

15.10.2012 via FAZ
Faktencheck:
Leser recherchieren mit
Beschneidungsethik – erlaubte Körperverletzung?

Wo nun die Beschneidung bei Jungen auch ohne medizinische Indikation bald erlaubt oder zumindest straffrei sein wird: Können Ärzte diese überhaupt durchführen? (full text)

Brit Mila & die FAZ

Die FAZ & Jacobs Beschneidung

Montagmorgen, der 3.September und die FAZ hat erneut das Thema der religiösen Beschneidung auf die Agenda gesetzt. Die Journalistin FRIEDERIKE HAUPT nimmt sich das Auftreten von Herrn Dr. med Latasch im Ethikrat vor und dokumentiert seine Argumentation und seinen Versuch der Aufklärung, über eine religiöse Praxis, die seiner Ansicht nach, unauflöslich mit dem Judentum verbunden ist. Bis zum frühen Abend, des 4. September haben sich 350 Lesermeinungen dazu angesammelt und sind ein Beleg für die lebendige und kontroverse Diskussion der FAZ Leser.

Brit Mila 2000 Jahren, Kirchenfenster im Kölner Dom via Carmen Treulieb/FfM

Der Artikel beginnt mit:

„Ein Video zeigt, wie ein winziger Junge beschnitten wird. In einem anderen Film ist zu sehen, wie einem kleinen Mädchen Ohrlöcher geschossen werden. Beide Videos zeigte der Arzt Latasch auf einer Sitzung des Ethikrates. Die Reaktionen waren unerwartet.“ [„The Circumcision of Jacob Chai“ (uncut cut version)]

Die Argumente zum Thema sind ausgetauscht, die Ursache der Kontroverse das Urteil des Landgerichts Köln, in dem ein Arzt angezeigt worden ist, nach dem ein kleiner Junge, den er beschnitten hatte, mit heftigen Nachblutungen in eine Kölner Klinik eingeliefert wurde.

Jetzt möchte man meinen das Thema hätte inzwischen an Relevanz verloren und würde niemanden mehr hinterm Sofa herholen, insbesondere auch, weil die öffentlich rechtlichen Medienanstalten und die Mehrheit der deutschen Medien das Thema ignorieren. Doch das ist nicht so, mit erstaunen stelle ich im Laufe des Vormittags bzw. des weiteren Tagesverlaufs fest, mit welchem Engagement die Leser der FAZ den Artikel kommentieren. In weniger als 3 Stunden hatten 63 Leser Kommentare hinterlassen, tagsüber sammelten sich bis um 16 Uhr/16o, um 17 Uhr/ 200 und am frühen Abend 230 Lesermeinung an, wo man doch meinen würde die Mehrheit der Leser der FAZ sind viel beschäftigte Business Leute, die kaum Zeit haben zwischen durch Leserkommentare zu verfassen. Ich zitiere eine Lesermeinung, weil sie meiner Ansicht nach das Problem benennt und in den Mentions durch die Leser dementsprechend hoch bewertet wird.

Der Leser HORST DELMEN (DR.DELMEN) schreibt 08:37 Uhr folgenden Kommentar:

An diesem Beispiel wird das Problem deutlich

Der vortragende Arzt wollte mit dem Video zeigen, dass Beschneidung harmlos ist. Gezeigt hat er hingegen, wie sehr ihn seine religiös geprägte Wahrnehmung von Mitgefühl abgeschnitten hat. Ich bin sicher, er sieht wirklich nicht, was da geschieht.

Festgehalten werden damit andere einem weh tun können ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann – noch schlimmer für ein Baby oder ein Kleinkind, dass in keinster Weise begreifen kann, was da geschieht.

Mir ist sehr wichtig, dass mein Kommentar nicht als antireligiös verstanden wird. Ich kritisiere die Beschneidung Minderjähriger nicht, weil sie eine religiöse Praxis ist. Ich lehne sie grundsätzlich ab – egal aus welchem Grund.

(…)  Wenn es darum geht, Leid zu vermeiden ist Empathie zur Entscheidungsfindung wichtig – dafür braucht es Emotion! Schon mal was von Spiegelneuronen gehört? Die machen Mitgefühl erst möglich. Wenn es um Schmerzen und psychische Verletzung geht dürfen Emotionen nicht außen vor bleiben.

Ich empfehle über den Artikel hinaus, eben auch die vielen klugen Lesermeinung durchzulesen.

Kommunikationsforscher werden diesen Hyp von Lesermeinungen schon mit einem Fachausdruck bedienen. Ich nenne es einen regelrechten Sturm von Lesermeinungen, der sich da in kürzester Zeit aufgebaut hat.

Das Thema ist hot und seine Karriere hat wohl auch noch nicht den Zenit erreicht. Die Leser der FAZ sind angetriggert, während andere Medien das Thema ignorieren. Ich staune.

Ja, Aufklärung tut not und Dr. Latasch hat gut angefangen, aber ihm ergeht es, wie den Generälen im zweiten Weltkrieg, wie Dwight D. Eisenhower suffisant meinte: „nach dem ersten Schuss, wird jeder Plan des Generalstabs Makulatur, weil er vom Geschehen auf dem Feld, Mann gegen Mann eingeholt wird.“

Latasch wollte aufklären und hat aufgeklärt. Jetzt weiß, wer es nicht wusste, wie die Beschneidung vollzogen wird und das Publikum ist nicht beruhigt. Die Mehrheit des Publikums versagt dem Aufklärer den Applaus. Auch Religionen unterliegen den Prozessen der Veränderung u. werden sich über kurz oder lang, diesen Wandlungen gegenüber anpassen müssen, es sei denn sie schotten sich ab.

Um eine Diskussion innerhalb der Religionsgemeinschaften, über das Selbstbestimmungsrecht von Kindern, werden weder die christlichen Kirchen, noch die anderen beiden abrahamitischen Religionen,um hin kommen.

Der Artikel der FAZ ist ein Beitrag zur Aufklärung, insbesondere auch weil er nicht darauf verzichtet, auf die entsprechenden Links hinzuweisen, mit denen der Arzt Latasch sein Plädoyer für die Beschneidung visuell untermauert.

Brit Mila II

 
 Foto DPAP

Brit Mila

Auf den Spuren von Abraham. Der Mohel arbeitet ernst und routiniert: Das „Baruch ha-ba“ („Gesegnet, der da kommt!“) ist gesprochen und G’tt, der die Beschneidung befohlen habe, gelobt. Nun nimmt der Mohel den Kamm, trennt die Vorhaut von der Eichel und schiebt den Magen (das Schutzschild) dazwischen, um die Eichel vor Verletzungen zu schützen. Dann nimmt er das Skalpell. Ein geübter Schnitt, schon ist es vorbei und das Kind „in den Bund eingeführt“. Der 8 Tage alte Säugling schreit. Das Weinen ist schnell zu Ende, nachdem der Mohel ihm ein Läppchen mit Zuckerwasser (oder mit Rotwein und Honig) an den Mund gehalten hat.

Mein Sohn ist nicht nur seines Vaters Sohn, wie ich nicht nur meines Vaters Sohn war. Wir sind die Söhne eines Volkes“, Leon Wieseltier 2009

  • Mein Sohn ist nicht nur seines Vaters Sohn, wie ich nicht nur meines Vaters Sohn war. Wir sind die Söhne eines Volkes“, schrieb Leon Wieseltier 2009Die jüdische Publizistin Hanna Rheinz nennt es ein Dilemma: „Die Zirkumzision ist im Grunde nicht mehr zeitgemäß, aber ein Grundpfeiler ihrer Religion, den auch sie nicht abschaffen wolle.“
  •  Lesenswerte Artikel: So des Arztes und Journalisten Gil Yaron in der FAZ vom 21.07.2012 Unsere seltsame Tradition;
  • ein Artikel von Catherine Bennett im Gurdian vom 22.07.2012  Circumcision is an affront to decent human bahavior , mit über 1400 Kommentaren;
  • in der FAZ vom 23.07.2012 Auch die Seele leidet, über die medizinischen und psychologischen Spätfolgen;
  • ein Pro Artikel von Patrick Bahners in der FAZ vom 22.07.d.J. mit dem Titel Ein Rechenfehler