Es ist mir ganz unmöglich es nicht zu tun, meine Finger wollen, wie angezogen von einem Magneten, den vom Wasserdampf beschlagen Spiegel berühren. Du malst ein Gesicht, ein Lächeln und am Ende setzt du dem ganze eine Krone auf und wir, wir lachen und singen:
„The art of lying“ (ein Duett)
„(..) the art of lying and though I see the danger,
still the flame grows higher
I know I must surrender to your kiss of fire
Just like a torch, you set the soul within me burning.(..)“
Vor drei Tagen, am Nikolausabend hat der Zorn meine Finger tanzen lassen.
Der Anlass, die Berichterstattung der deutschen Leitmedien zum Tod von Nelson Mandela.
Den erste Tweet zum Thema erhielte ich um 22:38 (MEZ), ARD & ZDF brauchen, trotz Ankündigung, mehr als eine halbe Stunde bis sie die Nachricht aufgreifen.
Ist das normal, oder ein weiteres ungutes Bespiel für die Arbeit der Nachrichtenredaktionen von ARD und ZDF? Suboptimal, so nenne ich die Berichterstattung der Leitmedien, rund um den Tod von Nelson Mandela. Einerseits, sind seid Mittwoch alle Nachrichtenkanäle auf atlantischem Wintersturm einjustiert. Xaver hier und Xaver dort. Und dann fiebert Deutschland der Auslosung der Gruppengegner zur Fussballweltmeisterschaft im nächsten Jahr entgegen und selbstverständlich müssen wir bei dem Theater live dabei sein. Zwischen den Ereignissen liegen 24 Stunden. Die Nachricht aus Johannisburg hätte meines Erachtens eine unmittelbare Antwort der Nachrichtenredaktionen von ARD und ZDF verlangt, so wie das die internationalen Leitmedien von BBC, CNN und Aljazeera taten. Doch statt auf das Ereignis von Leben und Tod einer Legende einzugehen, halten die beide Sender an ihren Sondersendungen, ihrer totale mediale Mobilmachung zum Wintersturms, über den ARD-Brennpunkt hinaus am Freitagabend fest.
Mandela’s Tod trat um 20:50 (SAST) ein, die ersten Tweets dazu erscheinen 90 Minuten später. Auf Twitter wird die Pressekonferenz des Präsidenten von Südafrikas angekündigt und statt direkt nach Johannisburg zu schalten bleiben ARD & ZDF stumm. Sie berichten erst in ihren Spätnachrichten vom Tod Nelson Mandelas. Aber nicht nur die bleiben stumm, auch das politische Berlin wartet mit Reaktionen bis zum nächsten Tag, während inzwischen bei unseren niederländischen Freunden Mandelas Tod in den Talkrunden (Pauw en Witteman) an erster Stelle steht. In Berlin, Hamburg und Mainz heißt es quasi – im Süden nichts Neues! Die Talks bei Illner, Beckmann und Lanz machen business as usal – als ob der Mann kontaminiert ist.
Sind da noch die alten Geister in den Redaktionsstuben aktiv? Ist Mandela doch noch kontaminiert, der schwarze Terrorist? Der Freiheitskämpfer, der auch nach seiner Freilassung 1990 vom bewaffneten Widerstand gegen das Apartheitsregime sprach.
Erinnern wir uns, der BR hatte sich ’88 aus der Übertragung des Mandelafestivals im Wembley Stadion ausgeklingt.
Maybrit Illner diskutiert die Energiewende und Caren Miosga berichtet vom hochstilisierten Jahrhundertsturm. Der hatte doch nicht die Hallingen gefressen und die Sinn(t)flut ist in Hamburg ausgeblieben und Tote, gab es glücklicherweise in Deutschland auch nicht, außer ein Paar verwehten Gartenstühlen. Dennoch schalten die Tagesthemen nicht zur Pressekonferenz des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma.
Da fragst du dich: Wer ist Mandela in den Augen dieser Nachrichtenredakteure? Eben doch der schwarzer Terrorist, nicht das Symbol, neben Mahatma Gandhi für freedom and reconciliation des 20. Jahrhunderts. Mandela’s Tod war vorhersehbar, wie das pop up des Toaster. Barack Obama und David Cameron geben auf Twitter ihrer Betroffenheit Ausdruck, treten vor die Presse und in Washington und über Downingstreet No. 10 wehen die die Fahnen auf Halbmast.
Zwischen Spree und Havel braucht es einen halben Tag, bis sich der Regierungssprecher, der Bundespräsident und die Kanzlerin zum Tod von Nelson Mandela äußern. Sicher, man kann sagen, in Deutschland ticken die Uhren anders, die Koordinaten sind andere, so wird mir verständlich, wieso die US-Administration das Handy der Kanzlerin mitschneiden lässt. Man weiß ja nie, was die Deutschen im Schilde führen und niemand sollte die Deutschen unterschätzen, sie singen ja immer noch die alten Lieder!
Die Zurückhaltung hat wohl ihre Wurzeln im besonderen Verhältnis der Bundesrepublik zum Apartheitsregims von Peter Botha. Da waren deutsche Großkonzerne wie BMW und Daimler, die ihr Kapital ins System steckten, um auf dem afrikanischen Kontinent ihre besonderen Interessen zu vertreten? Es kümmert ihre Geschäfte wenig, dass Nelson Mandela im Steinbruch von Robben Island Kalksteine klopfen musste. Für deutsche Politiker, wie den Plutokraten Franz Josef Strauß war Nelson Mandela ein schwarzer Terrorist und die weiße „Segrationspolitik“ kein Hindernis für lukrative wirtschaftliche Beziehung und eine ergiebige Safari.
Den Nachrichtenredaktionen war doch das biblische Alter bekannt, die Nachrufe lagen in den Schubladen, oder nicht? Ich frage mich, ob sie ähnlich zurückhalten sein werden,
wenn der deutsche Papst und die Altkanzler verstorben sind, heißt es auch dann,
– business as usual?