Lügenpresse – inszeniert

Die Aufregung ist groß, in und jenseits der Redaktionstuben an der Spree. War das große Treffen der 50 Staatschefs in Paris nun inszeniert und das Bild täuscht vor, was in der Realität so gar nicht stattgefunden hat? Ja, wer hat den ehrlich geglaubt, dass sich an den Anfang des Marche Republicaine wirklich die Staatschefs gestellt haben. Die Zeiten sind vorbei, wo sich diese Entourage unters Volk mischt. Zu dem Thema und der Kritik an der Berichterstattung der ARD hat Stefan Niggemeier einen lesenswerte Analyse geschrieben (Blog).

Nachrichten werden gemacht und die Berichterstattung ist keinesfalls ein 1:1 Abbild der Ereignisse, vielmehr wird geschönt, retuschiert – kurz um, die Nachricht wird ins rechte Licht gestellt. Die Totale wird verpönt, stattdessen wird dem Ausschnitt Vorzug gegeben, denn die Botschaft will zum Ausdruck kommen. Die Absicht hat eine Intention.

 

Auf ein Wort — Land auf, Land ab klagt die Presse, dass sie verunglimpft wird.
Das Wort Lügenpresse wird zum Unwort erklärt. Obwohl es doch treffen beschreibt, dass es eine Wahrheitspresse nicht geben kann. Die passen Charakterisierung die „Bild“, von der man nun mit recht nicht annimmt, dass sie die Wahrheit sagt, aber auch die Illustrierten wie der Stern sind nicht wirklich Vorreiter der ungeschminkten Wahrheit. Ja, die Presse muss es sich gefallen lassen, dass sie beschimpft wird. Zu unsorgfältig sind oft genug die Recherchen und zu billig und offensichtlich die Meinungsmache. Da wird dem Leser eine Realität verkauft, an deren Inszenierung die Journalisten selbst mit choreografierten. Ich halte es da mit Karl Kraus und seinem Spott. Wenn ihr schon inszeniert, um auf einen Punkt hinzuweisen, dann sagt es auch und suggeriert nicht eine Realität, die es so gar nicht gegeben hat.  Das inszeniert wird ist nicht neu und keine Erscheinung des neuen Jahrtausend.

Auf Twitter schreibt Zerrin Konyalıoğlu treffend: „Fast überall wird das Volk zunehmend mit Kampagnen regiert. Die Politik schafft sich ab, es leben die Event-Agenturen und Werbemacher!“

Nehmen wir die Mahnwache am Brandenburger Tor. Was bitte war das auf dem Pariser Platz? Hier warte ich auch noch auf eine saftige und strenge Analyse aus der Hand eines gewissenhaften Journalisten.

Wenn ich die Fakten zusammen stelle, die sich mir als normaler TV Rezipient darstellen, dann haben sich da gestern 4000 Menschen am Pariser Platz in Berlin versammelt, das ganze politische Establishment und die Vertreter der Verfassungsorgane und das auf Einladung des ZDM, (einem Verband der eine Minderheit von Muslimen in D. vertritt und doch für sich in Anspruch nimmt für alle Muslime D. zu sprechen). Alle abrahamitischen Religionen waren vertreten, wieso nur die? Weil die drei Täter aus dem Morgenland kamen? Ich frage mich wer sich hier eigentlich bei dieser inszenierten Mahnwache mit wem gemein macht, die Regierung mit dem Veranstalter, oder vice versa oder die ARD mit Deppendorf? Wo waren die Berliner? Bei Obama haben sich unter der Siegessäule einst 100 Tsd. versammelt. Doch die ARD verkauft uns die Mahnwache, wie ein außergewöhnliches Ereignis der engagierten, deutschen Zivilgesellschaft — nun gut Nachrichten werden gemacht und CNN hat dann ja auch brav in ihrem Sinne am Bild mit gemalt und von den guten Deutschen erzählt. Wer instrumentalisiert hier eigentlich die Anschläge auf eine linke Redaktion und französische Juden? Wer inszeniert sich hier, um sich und seine Entourage in ein besseres Licht zu stellen?
Selbstdistanz ist der Drehundangelpunkt professionellen Handelns, wer sich mit dem Thema gemein macht u. an der nötigen Distanz zum dargestellten fehlen lässt, wird, frei nach Georg Büchner, als Journalist zum Zuhälter der Macht.

„An Tagen , wie diesen, will man niemals“ mehr ARD/ZDF Zuschauer sein!

Wie, der Anschlag auf #CharlieHebdon wird instrumentalisiert?

Ja, heute erscheint in vielen Deutschen Zeitungen unter der Headline „Wehren wir uns“ folgender Aufruf und folgende“ infame“ Karikatur. Auftraggeber ist der Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger. Diese Karikatur setzt gleich, was nicht gleich zu setzen ist.

Quelle BDZV via Stefan Niggemeier
Quelle BDZV via Stefan Niggemeier

Mit dabei die FAZ, vertreten durch den Herausgeber Berthold Kohler. Erschienen, am Vorabend, In der Onlineausgabe der Zeitung. Passend, zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky. Schon der Kohlersche Kommentar tags zu vor, hat mich erzürnt, leider war die Kommentarfunktion aber schon geschlossen, bevor ich meine Kritik an der Argumentation posten konnte. Im Folgenden meine Anmerkungen, verbunden mit Stefan Niggemeiers Medienkritik, siehe Blog. Ich schrieb:

Die Fremd- und Selbstwahrnehmung sind zweierlei Paar Schuh und scheinbar der Konflikt bei den Deutschen Zeitungsverlegern.  Was da miteinander verglichen wird ist unvergleichbar, die Gleichsetzung der Absichten der Demonstranten und der Täter von Paris ist infam.

  1. Der Anschlag von Paris ist ein Angriff auf die Meinungs- u. Pressefreiheit im Allgemeinen und Speziellen. Ein Anschlag gegen einen kleinen Verlag, der eine Minderheitenmeinung vertritt und dessen Ansichten nie Chancen hätte z.B. in der FAZ veröffentlicht zu werden.
  2. Der Anschlag es ist eine Kriegserklärung an Europa und den Geist der Aufklärung und im speziellen eine Kriegserklärung an die Stadt Paris. Die Verlagshäuser in Deutschland waren nicht das Ziel, insbesondere nicht die, die sich, in voreilenden Gehorsam, selbst verboten haben islamkritische Karikaturen zu publizieren.
  3. Die Erklärung des Bundesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger ist beschämend u. eine Anmaßung. Hier werden die Täter u. die Barbarei von Paris verharmlost und relativiert.
  4.  Der Protest der Bürgern von Dresden hat rein gar nichts mit den Anschlägen in Paris gemein.
  5. Der Begriff Lügenpresse echauffiert allein die Journalisten und Herausgeber, die genau wissen, was damit gemeint ist und sich ertappt fühlen und dies zu recht. Solange sich ein Teil der Presse mit der politischen Elite gemein macht und statt aufzuklären u. zu informieren Gesinnungsjournalismus betreibt , ist die Kritik an ihr nur berechtigt u. der Begriff Lügenpresse hart, aber fair. Ich erinnere mich gut wie einseitig und tendenziös über den Konflikt in der Ukraine berichtet wurde, zuweilen hatte ich das Gefühl, der verlängerte Arm der Adenauerstiftung sitzt in den Redaktionen.
  6. Die Verleger werden sich nicht angesprochen fühlen, die informieren und keine Meinung manipulieren,.

Wer die Absichten der Mörder von Paris gleichsetzt, mit den Absichten der Demonstranten von Dresden, instrumentalisiert und noch schlimmer, er relativiert auf unerträglicher Weise ,die Barbarei der Täter und verzerrt den Mut und das Engagement der getöteten Redakteure und Karikaturisten von Charlie Hebdon.

Vous n’êtes pas Charlie!

„Die Zeitungsverleger instrumentalisieren das Attentat von Paris für ihren Kampf gegen Pegida. (..)Es ist jedenfalls auch die Sorge, dass sich diese Leute durch solche Reaktionen der Zeitungen noch bestärkt und bestätigt fühlen.“, wie Stefan Niggemeier schreibt und ich stimme ihm darin zu.

Nein, ich will nicht verlanzt werden

Zur Causa Lanz mein Kommentar, der 189. bei Stefan Niggemeier – So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine kritik der Kritik, an der Lanz-Petition.

Die Wiederentdeckung der Meinungsfreiheit, nenne ich die Petition zum Abschalten von Lanz. Der Mann ist nicht erst seit dem unsäglichen Interview mit S.W. unerträglich, er ist es für mich seit ungezählten Sendeminuten. Vielleicht gefiel mir eine der 500 Sendungen, wahrscheinlich das Interview mit Karl Lagerfeld, der Rast gab mir die Lizens zum Umschalten, das geht ganz von selbst, ich muss gar nicht mehr nachdenken. Alles in mir sagt Nein zu der verlanzerei durchs ZDF. Und der Nächste von dem ich mich befreit sehen möchte, ist der unsäglich Möchtegern Satiriker Nuhr in der ARD. Aber diese Petition wurde von openpetion als unzulässig abgeschaltet. So schnell geht das mit der Nettikette und der Meinungsfreiheit für den Angry Mob.

Meinungsfreiheit bleibt ein Privileg der Journalisten und der wenigen Blogger die ein akzeptables Ranking vorweisen können und sich somit Gehör verschaffen.

Der Mob gehört dem 4. Stand an und über den dürfen sich Promis und Journalisten lustig machen. Das sind ja auch nur von blindem Hass und blinder Wut getriebene Bürger — undankbare Bürger. Die sollten besser den Mund halten und sich die Worte der Kanzlerin in Erinnerung rufen, die sie während einer Wahlkampfveranstaltung dem pfeifenden Publikum entgegnet hat. »Sie können froh sein, dass sie hier noch ihre Meinung kunt tun dürfen!« So ist es, ich bin jeden Tag froh, froh, froh, froh! Kommt lasst uns Gulaschsuppe essen und ein Lied singen. Wir alle sind Terroristen!

++ Eilmeldung ++ Eilmeldung ++ Eilmeldung ++

»Das Online-Portal OpenPetition hat seine Nutzungsbedingungen geändert«, so die FAZ — so schnell geht das und schwups ist das mit der Meinungsfreiheit für den Mob auch schnell vorbei!!! Also Gulaschsuppe essen gehen, denn Moderationsbashing fällt unter die Nettikette, denn wer Moderatoren angreift, beschimpft und … der wird mit Klappe dicht, Mund halten belegt. Was solls, wir der Mob sind ja der 4. Stand und immer druf uff den Pöbbel, dat war nie anders und dat blievt alleweil wie ›t immer schon woar.

~ „Pädophilie war in der grünen Ideologie angelegt“ ~

Christian Füller versus Ines Pohl. Die Gnade der Chefredakteurin komme über uns. Wir sind Zeitzeugen einer Realsatire und Presseposse. Einer Übersprungshandlung gleich hat die Chefredakteurin der „taz“ Ines Pohl – eben mal den Füller weggeputzt. So geht das: Artikel bestellen, Artikel küren, Artikel wegputzen.

Da ist einer eloquenten und feschen Journalistin 35 Tage vor der BTW der Arsch auf Grundeis gegangen. Oder sie hat sich mächtig vergaloppiert, zumindest wenn man der Aufregung im Netz glauben will.

Was höchstens eine Randnotiz gewesen wäre, hat jetzt das Zeug zu einem Skandal im Sperrbezirk der „taz“. Ines Pohl, wohlmöglich angetrieben von der eigenen Allmachtsphantasie, fühlte sich berufen als Gralshüterin des deutschen Qualitätsjournalismus – angeblich erst wegen falscher Tatsachenbehauptung und dann später wegen fehlender Kausalzusammenhänge, uns, das werte Publikum, vor einem Artikel zum Thema Pädophilie in der Grünen Szene der frühen 1980er Jahre schützen zu müssen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Der Medien Journalist Stefan Niggemeier hat stante pede den Artikel und die Geschichte auf seinen Blog verortet, es folgt Kommentar auf Kommentar, das Für und Wider wird turbulent diskutiert – und obwohl Niggemeier mit seinem Blog im Netzrating 2272 Plätze hinter der „taz“ rangiert, ist er es, der die Brisanz, die News bestimmt. Inzwischen haben auch andere das Thema aufgegriffen, die Welt, der Tagesspiegel und die FAZ. Die Karriere dieses Füllerschen Textes hat erst begonnen und wird selbst zur News.
„Bad news are good news!“ – sowohl für das eigentliche Thema, für den Autor Christian Füller und für den Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Win-Win, nennt man das dann wohl.

Ein Satz in der Polonaise von Kommentaren gefällt mir persönlich am besten, auch wenn er so nicht gemeint und aus dem Zusammenhang gerissen ist. Aber er zerschmilzt auf der Zunge wie bestes Gelato – »(..) entlarvt Füller die weltanschaulichen Ansichten der Grünen als Lügengebäude, das im Kern auf einer Perversion fußt.« Aber lest selbst, klickt (hier) und auf das Bild und seid herzlich eingeladen, weiter zu diskutieren.