The Art of Lying 2 – Diplomatie á la Merkel

Gestern noch, war es nur eine Frage. Heute kenne ich die Antwort. „Poverty is man-made“ Mandela 1918-2013

Wenn ich meine Staatszugehörigkeit danach bemessen würde, wie sehr ich hinter einer politischen Entscheidung eines Regierungschefs stehe, dann bin ich heute US-Amerikaner. Das politische Washington nimmt heute in Starbesetzung, an der Trauerfeier für Nelson Mandela in Johannesburg teil. 4 US Präsidenten haben sich auf den Weg gemacht, wie auch die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton. Sie alle zeigen ihre Ehrerbietung und erinnern mich an die Szene mit Caspar, Melchior und Balthasar. Sie bezeugen Respekt für ein vollendetes Leben, für einen wirklichen Freiheitskämpfer. Um so mehr staune ich über die Zurückhaltung des politischen Berlins auf den Tod von Neslon Mandela, Ich staune, dass die Kanzlerin, als die mächtigste Frau in Europa und wahrscheinlich auch in der Welt, nicht selbst zu den Trauerfeierlichkeiten nach Johannesburg fliegt und stattdessen ihren peinlichen und von ihr ungeliebten Grüßaugust auf die Reise schickt. Jener Mann, der meint Russland brüskieren zu dürfen, indem er vorgibt aus moralischen Gründen nicht zu den olympischen Winterspielen nach Sotchi fahren zu können. Staatsräson sind die Antrittsbesuche in Paris, London, Washington und Den Haag, wieso nicht auch in Moskau?

Was ist los? Wieso reist die Kanzlerin nicht nach Johannisburg?  Wieso meint sie dort durch Abwesenheit glänzen zu dürfen? Was kann wichtiger sein? Wer nicht da ist, gehört wohl auch nicht mehr dazu? Hat die Kanzlerin an Einfluss verloren, wer scheut hier wen? 

Die Uhren ticken in Berlin anders. Souveräne Außenpolitik sieht anders aus. Verstehe das, wer das verstehen will oder sollten das die ersten Vorboten der Abenddämmerung der hochgelobten Kanzlerin sein.Verliert sie an Bedeutung? War das Abhören ihrer Gespräche dann wohl doch berechtigt?

Es ist respektlos, dass die Kanzlerin nicht nach Johannisburg fliegt. Unter Freunden macht man das nicht. Wer Madibas Kampf gegen die Apartheit, in seiner ganzen Bedeutung versteht und ernst nimmt, der fährt zur Trauerfeier, gerade auch als Kanzlerin des neuen Deutschlands. Der Freiheitskampf der Ostdeutschen war dagegen ein Spaziergang,

It’s my fault – die Qual der Wahl

Es war mein Fehler. Wieso sind Wähler so beratungsresistent?
Wieso haben wir den schön eingefärbten Plakaten der Liberalen nicht geglaubt,  die uns doch so selbstlos vor rotrotgrün retten wollten, damit wir Schwarz-Rot-Gold bleiben –, goldig sind die Liberalen, goldig ihre Jüngelchen, die wie aus dem Ei gepellt sind. Wieso haben wir dem redseligen OPA nicht glauben wollen, der unter Aufopferung seiner letzten Kräfte uns vor dem Verlust unserer letzten Bürgerrechte behüten wollte? Wieso?  Mit der zweiten Stimme wählst du Merkel –, gut das er uns das noch einmal in Erinnerung gerufen hat. Es hat gewirkt, die Mehrheit hat mit der Zweitstimme nicht für die Kanzlerin gestimmt, aber auch nicht für die Alternative. So ist’s, wenn sich der Wähler als beratungsresistent erweist, wenn der Wähler nicht hören will.

Wer hat da jetzt die Qual der Wahl? Wie aufgescheuchte Hühner rennen jetzt die Politiker durch die Sandbüchse, manche werden sich wohl im Grunewald verlaufen oder gar im Schlachtensee in den Tod stürzen wollen. Herr der Märkte, bewahre uns vor diesem flatterhaften Federvieh, möchte man da sagen. Aber welchen Herrn rufe ich da an? Wer ist so blank & fein, wer sind hier die grauen Herren, die ominösen Demokratiediebe?

Sie sagen, die Stücklohnkosten seien in Deutschland immer noch zu hoch. Sie sagen, das Bündnis der Grünen sollte mit den Schwarzen koalieren. Sie sagen, die Sozialdemokraten sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Sie sagen, mit denen nicht.  Sie sagen, die Freiheit das sind wir. Sie sagen, das ist der Auftrag der Wähler. Das Wir entscheidet. Ach so, und so geht es weiter. Wir sind der Wohlstand. Wir sind das Glück. Mit uns geht es auf- und sogar vorwärts. Das Wir, ist Herr des Verfahrens! Wer hat’s gemacht? Das Wir!

Es war unser Fehler. Wieso sind Wähler so beratungsresistent?
Wir haben uns dieses Parlament gewählt und jetzt wissen wir, wie sie das gemeint haben, mit dem Wir. Wir sollten sie immer beim Wort nehmen und nicht denken, das sind leere Worthülsen oder nur griffige Slogans.

Wir haben euch den Schönredner Peer vor die Nase gesetzt, wie die moralinsaure Katrin, die besser wissende Renate, die empörte Claudia, den zwiespältigen Jürgen und ihnen gegenüber steht die diskrete und wohlwollende, uneigennützige Angie. Ihr hattet die Wahl. Ihr musstet euch nur bedienen, wie wenn ihr am Kühlregal nach Fertigprodukten greift.

Die Haare immer schön und die Kette immer passend, die Kostüme, wie die der König von England pastellfarben. Wenn wir die Wahl haben, mit wem wir übers steinig Geröllfeld gehen, ob mit dem Peer oder der Angie, dann folgen wir lieber dem Engelsgesicht. Das haben wir gelernt, nimm nicht von dem Vater, nimm das. Die Kinder der vaterlosen Gesellschaft wählen nicht Peer, wenn sie doch Angie wählen können. Wären sie als Duo angetreten, dann hätte beide die absolute Mehrheit bekommen – ups, ach das haben sie ja! Das Volk wählte sein Tandem. Und wieder ist es der „lonsome-man“, der es nicht einsehen will und lieber davon reitet und die Familie sich selbst überlässt, weil er ja die Welt retten muss, so verschwindet Peer im rot verfärbten Horizont einer hügligen Bergkette im Westen.

Helmut Schmidt hatte ihn uns ans Herz gelegt, wie einst die Pershing II Raketen in die Bunker des deutschen Hochwalds. Und wie damals, hatte er nicht recht, weil es dann doch anders kommt, als die hellmutigen zu denken wagten.

Es war unser Fehler. Wieso sind Wähler so beratungsresistent?
Wir wissen doch alle, wenn wir wirklich die Wahl hätten, dann wählten wir uns einen König oder sogar die ganz mutigen einen Kaiser. Die Wulfs hätten wir geadelt, wie einst die Schweden den französischen Bürger Bernadotte zum Thronfolger erklärten. Noch besser die zu Guttenbergs, mit der Enkelin aus dem Hause Bismarks – beide wurde von bösen Kräften verbannt. Die ersten zerriss es und die letzteren leben im amerikanischen Exil. Die Verbannten kehren in der Regel zurück und der Wunsch nach unserem König wird niemals verblassen, besonders wenn er reich und schön ist. So stark ist die republikanische Seele in Deutschland nicht. Schon wegen des Prunks und Protokolls stände es uns gut an, irgendwann wird ja auch das alte Schloss der Preußen wieder auferstehen und dann, wenn Berlin das anerkannte politische Zentrum Europas wird, dann wird es auch Zeit, für Deutschlands König, der neben der europäischen Präsidentin herrscht. Alles Unsinn, alles Quatsch – ja, das Wir spinnt sich eine Welt zu recht, wie es ihm gefällt und wir schauen mit Spannung, wo das Wir in 25 Jahren steht?

Die Guttenberg‘schen werden zurück gerufen werden und sie werden uns zu neuen Ufern führen, auch weil wir Berlins Glamour lieben. Berlin erwacht, wenn es glänzt und glitzert. Berlin ist nicht dafür gemacht nüchtern zu sein. Und die Amerikaner und die Russen werden es lieben – they love it. Die Wahre Macht ist die Achse Berlin-Moskau-Peking, das ist die Eurasische-Union des 21.Jahrhunderts. Geprägt vom Geist Karl Marx und Ludwig Ehrhards.

Es war unser Fehler. Wieso sind Wähler so beratungsresistent?
Und glaubt ihr wirklich das Schicksal Deutschlands entscheidet sich an der Frage der sozialen Gerechtigkeit, am Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, an der Mietpreisbremse, am Mindestlohn von € 8,50 oder doch an der Frage, wer kontrolliert die Geldsysteme, wer ist Herr über Gold und Geld?

Das Wahlergebnis vom 22. September ist kein Irrtum, ist kein Zufall, keine wirkliche Überraschung. Die Republik ist schwarz, mit roten Inseln in der Mitte, Linksaußen und gut abgegrenzt im Osten. Schwarzrot so ist das Land, goldig gar nicht mehr. Und die Wähler sind beratungsresistent.

Nichts geht, wenn es nicht europaweit geregelt wird, nichts macht Sinn, wenn es nicht in Gesetze gegossen ist, die für ganz Europa gelten –, denn eine Mietpreisbremse, ein Mindestlohn, die Lösung der Frage der Gerechtigkeit wird keinen Sinn machen, wenn es keine europäische Regierung gibt, die diese Fragen transnational ausagieren. In acht Monaten steht die Wahl zum Europaparlament an. Wer dieses Land regiert macht Deutschland fit für Europa. Dafür braucht es grundsätzliche Entscheidungen, braucht es eine Zweidrittel Mehrheit und die haben CDU und SPD, und das in beiden Kammern. So macht man Politik. Offen bleibt nur noch, wie die damit verbundenen Entscheidungen an den Wähler verkauft werden, ohne die Mehrheit zu verschrecken. Da sind dann wieder Begriffe gefragt, die wie Öl den Motor, die Hirnwindungen schmiert. Begriffe die mit Schirm, Brücke, Mantel, Bremse oder gar Impfung enden. Begriffe die unser Aller Sicherheitsbedürfnis ansprechen.

Apropos soziale Gerechtigkeit. Welchem Geist entspringt die Idee, die Welt könne gerecht sein? Wer euch das eingeredet? Mephisto? Eines ist doch klar, wenn diese Welt etwas nicht sein kann, dann ist sie nicht gerecht. Hunger und Armut -, ohne Gier keinen Hunger, ohne Reichtum keine Armut -, sorry, das ist so was von redundant. So war’s eben ‚immer‘ schon, so wird’s eben auch ‚immer‘ sein. Die Schicksalsfrage des Planeten wird nicht mit dem Überleben auf dem Mars entschieden. 

Es war unser Fehler. Wieso sind Wähler so beratungsresistent?
Erfolgreich ist, wer diskret und risikofreudig handelt, wer ins Gewinnen verliebt ist, wer mutig und dominant statt moralinsauer, schönredend und besser wissend daher kommt. Wer dann auch noch unaufdringlich und medienscheu rüber kommt hat die Macht auf seiner Seite, darf Herr des Verfahrens sein.

Es war mein Fehler. Wer würde nicht gerne so sein, verliebt ins Gewinnen statt die Qual der Wahl zu haben? Denn wir wollen jubeln, weil jubilieren so viel besser ist, als alles andere, als klagen und bedauern. Lasst uns jubilieren und triumphieren. „An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit“

Wir sind Deutschland. Wir sind Europa. Wir sind die Freiheit. Wir sind stark. Wir sind Hoffnung, Licht und Glückseligkeit. Das Wir ist fru(ur)chtbar. Wir sind wir.

Angela Merkel: Glücksfall für Deutschland oder ein nimmersatter Vamp der Demokratie?

Wer ist Angela Merkel, ein Glücksfall für Deutschland und Europa oder ein nimmersatter Vamp der Demokratie? Was will Merkel mit soviel Macht? Sie ist im Zenit ihres politischen Wirkens. Taugt sie als Projektionsfläche für die Wut auf die Mächtigen? Ihre Jünger singen  “An Tagen wie diesen..” und nicht “Kein schöner Land in dieser Zeit..

Die CDU unter Angela Merkel hat sich verändert. Selbst im Sieg überlässt sie es den anderen ausgiebig zu feiern. Jene, die nicht mit ihr gemeinsam auf Wahlplakaten posiert haben. Nie zeigt sie sich mit Mannschaft, jetzt am Abend dürfen sie die Bühne mit betreten, aber in der heißen Wahlkampfphase hatten sie im Dunkeln zu stehen, durften vor Ort in ihren Wahlkreisen den großen Zampano spielen. Sie taten es und waren erfolgreich.

Und im Sieg lächelt sie wohlwollend und nüchtern, sie verbietet sich selbst jede narzisstisch anmutende Geste. Keine geballte Beckerfaust, kein Victoryfinger der in den Himmel greift. Sie versteht sich als Kanzlerin aller Deutschen, ganz präsidial. Es würde ihr niemals einfallen, in diesem Moment ihres größten persönlichen Triumphes, über die Stränge zu schlagen. Durch und durch protestantisch, schon mit einen Blick auf die anstehende Agenda am nächsten Tag. So mag das Volk sie, so mag sie sich selbst. Angela Merkel wird zur erfolgreichsten Politikerin des Landes, tritt aus dem Schatten von Adenauer und Kohl – sie schreibt Geschichte.

Wie wichtig Angela Merkel geworden ist, zeigt, mit wem die US Amerikaner und die Russen vorzugsweise in Europa  reden. Die Welt schaut auf Berlin und nicht auf Brüssel. Die wirklichen Zentren der Macht auf dem europäischen Kontinent sind nicht London und Paris, sondern Frankfurt und Berlin. Und das wird sich in naher Zukunft nicht ändern. Die Europapolitik wird zukünftig noch mehr von Deutschland bestimmt werden. Das Ziel einer transnationalen Regierung rückt immer näher. Wolfgang Schäuble wird dieses Projekt in der 18. Legislaturperiode über die Finanzunion verankern. Wenn im November 2014 ein neuer EU-Rats-Präsident gewählt wird, wird sich die Frage stellen, wieso nicht Angela Merkel diese Position übernimmt? Wer würde denn sonst noch als Gesprächspartner den US-Amerikanern, den Chinesen und Russen zur Verfügung stehen? Cameron und Hollande?

An Tagen wie diesen, ist die Zeit reif  für Wahlanalysen. Genügend Daten stehen zur Verfügung. Legt die Wähler auf die Couch. Auffällig ist die Spaltung der Republik in Ost und West. Die Teilung nach 45 hat tiefe Spuren hinterlasse. Und es gibt noch eine weitere, zwischen dem katholischen Süd-Osten und dem protestantischen Nord-Westen.

Schauen wir auf die Republik, auf die 44 Millionen Wähler und spiegeln ihr Wahlverhalten vor unterschiedlichen Kulissen. Lesenswerte Analysen finden sich in allen großen Zeitungen, wie der FAZ – Von Großen und Gernegroßen oder der SZ, dem Handelsblatt. Auch der Wahlatlas der Piraten gibt interessante Auskünfte und lädt ein zu eigenen Interpretationen. Was zeigt sich? Durch das Land ziehen sich von Nord nach Süd, von Ost nach West Verwerfung, die politisch einzuordnen sind. Die Verwerfungen sind unübersehbar und sie sind Ausdruck einer lebendigen Diversität, die am deutlichsten durch die kleinen Parteien zum Ausdruck kommen.

Die FDP ist eine reine Westpartei, ohne nennenswerte Stammwähler -, der Liberalismus ist out. Die Linke ist eine reine Ostpartei, ohne nennenswerte Verankerung im Westen -, der Sozialismus ist out. Die Grünen sind eine Westpartei, der die alternativen Themen ausgegangen sind, sie brillieren im wertkonservativen Öko-Bürgertum. Ihr Markenkern “Grün” ist zum beliebigen Werbeslogan verkommen. Die Ideen der Nachhaltigkeit wurden von der Industrie gekapert, um Gewinne zu maximieren und Unternehmenswerte aufzupolieren. Der Strom, die Bahncard sind grün. Die Grünen sind als politische Alternative out. Die Grünen und die FDP meinten die Wahlen werden in der Mitte gewonnen und übersahen, dass sie hier auch verloren werden. Beide Parteien haben nicht verstanden Teile der 6,86 Millionen(15%) von 44 Millionen Wählern, die der Sperrminorität zum Opfer gefallen sind, zu integrieren. Wähler die jetzt “ignorabel” sind. Mit diesem Ergebnis ist jetzt auch eine rege Diskussion über die Sinnhaftigkeit der 5 % Sperrminorität entstanden.

Was bleibt, sind die beiden Großen. Die CDU und SPD. Alle Analysten sind sich mehr oder weniger einig, dass die CDU unter der Führung von Angela Merkel sozialdemokratisiert wurde und damit die Sozialdemokratie ihr Alleinstellungsmerkmal verloren hat. Sie ist auf 25% geschrumpft und hat ihre Bastionen im ehemals industriellen Westen der Republik. Und die CDU ist durch und durch “vermerkelt”. Christliche Werte gehen hinter dieser Lichtgestalt unter, verblassen und werden durch moderate Positionen ersetzt – was ist nicht alles mit einer CDU unter Angela Merkel möglich? Die Aussetzung der Wehrpflicht, die Verstaatlichung von Banken, der Ausstieg aus der Atomenergiewirtschaft, die doppelte Staatsbürgerschaft – alles Positionen, die unter Helmut Kohl tabu waren.

Die kritischen Analysten sind sich einig, die Bundesrepublik steckt in einem Reformstau. Sie sprechen von Stillstand und fordern einen Reset, einen Neuanfang. Doch die Wähler haben eine Kanzlerin gewählt die ihnen suggerierte, dass es mit ihr keine Experimente gebe. Und 18 Millionen der Wahlberechtigten nehmen ihr das ab. Das sind nur 1/3 von 44 Millionen die zur Wahl gegangen sind. Doch die Union  jubelt und deutet das Ergebnis als Freibrief für ihren Machtanspruch. Arroganz hat einen Namen – CDU!

Die CDU ist eine Partei der moderaten Demokraten. Es sammeln sich nicht die Idealisten, Träumer, hier treffen sich die Realisten und Pragmatiker. Sie handeln nach der Devise -, wenn es eben nichts anderes gibt, dann nehmen wird das was angeboten wird! Diesen Realisten und Pragmatiker reicht die CDU einen Schirm und das Drittel reicht, um die Politik des Landes zu dominieren. Pfiffig und bemerkenswert. Das System macht die CDU zum Riesen, ohne wirklich Riese zu sein. Wir wollen eine Heldin und die Kanzlerin taugt bestens, als Projektionsfläche dafür. Alle anderen Granden der Partei verblassen im Schatten dieser Lichtgestalt.

Und die CDU/CSU und ihre konservative Rechtspflege beweist, die Macht hat, wer Herr des Verfahrens ist. Kommunikation und politische Willensbildung ist eine Frage der Strategie und nicht der Inhalte. Heute sind wir gegen die Maut und morgen dafür. Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern. Diese Tradition hat die CDU auch unter Angela Merkel nicht aufgegeben, diese Strategie trägt die Partei von Regierung zu Regierung. Christlichsoziale Werte sind out. Das Meinungsbild dominieren ist das neue Haben – á la CDU/CSU, denn so sehen Sieger aus.

Die Kanzlerin ist das Original, für die einen ein Glücksfall und die anderen eine Scheinriesin und Peer Steinbrück eine hanseatische Kopie und die SPD will das Gewissen derer sein, die durch ihre Hände Arbeit nie reich werden, aber gerne reich würden.

1. September 2013: „There you go again!“

There you go again„, war die Antwort Ronald Reagans auf Jimmy Charters Ausführungen über die Notwendigkeit der Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung. Reagan gewann die Debatte und die Präsidentschaftswahlen 1980. Die US Amerikaner sollten erst 30 Jahre später mit Obama 2010 eine Health Care Reform erhalten (PPACA).

Heute jährt sich zum 74. Mal der Beginn des 2. Weltkrieges. Selber stehen wir vor einer neuen Kriegsgefahr im Nahen Osten und in 22 Tagen können 62 Millionen Deutsche einen neuen Bundestag wählen. Die Kanzlerin trifft ihren Herausforderer zum sogenannten TV-Duell.

Aber duellieren sich hier zwei Kontrahenten? Steigen sie wirklich in den Ring zu einem offenen Schlagabtausch?

Nein, denn was wir erleben werden ist kein Duell sondern ein Duett. Die beiden stimmen sich ein auf die kommenden vier Jahre. Was mecker‘ ich? Muss ich hier den Miesepeter spielen? Ist ein Duett nicht allemal besser, als ein Duell?

Nein, denn mir ist jetzt schon übel, mein Mund voll und ich weiß nicht welchen Brocken ich zu erst ausspucken soll, wenn ich an das Duett von heute Abend denke.

Die beiden Hanseaten kennen sich gut, schon einmal hielten sie wie Pech und Schwefel zusammen, als sie uns in voller Inbrunst „alle Spareinlagen der Deutschen seien sicher“ vor sangen. Die Garantieerklärung war eine PR-Finte, wie die Rettungsschirme für Griechenland, das Wachstumsbeschleuniges-gesetz usw.

Später korrigierte die promovierte Kanzlerin ihre Garantieerklärung, so wie sie es wirklich gemeint hatte, denn nur im politischen Sinne wären die Einlagen sicher. Schön das wir darüber geredet haben.

Wie war das nochmal gemeint, wir haben am 22. die Wahl – ganz bestimmt nicht! Bin ich im Stummfilm, dürfen wir nur Gesten machen, aber bitte ohne Ton? Was wir noch zu sagen hätten, dauert mehr als eine Zigarette und ein Glas im Stehen.

Hier braut sich was zusammen, wird eine Mixtur vorbereitet, die wie ein Wolkenbruch über uns nieder gehen wird. Der damit verbundene Niederschlag wird uns ordentlich einnässen. Wir stehen vor der Banken- und Finanzunion, die diese beiden Protagonisten unbedingt brauchen, um ihre Vorstellungen von einer politischen Union Europas wahr werden zu lassen. Dabei spielen wir Bürger Deutschlands eine lustige Statistenrolle. Die des Wirtschaftsprimus und des Bösewichts.

Die Adjutanten haben dieses Duell gut vorbereitet. „There you go again“, wird nicht der Schlüsselsatz sein, der den Peer ins Kanzleramt katapultiert. Alles entscheidet sich an den Fragen, hat einmal die Kanzlerin gesagt, da hat sie recht! Wer die Fragen kontrolliert, hat auch die Themen unter Kontrolle. Die Story zählt und nicht die Fakten.

Welche Rolle spielen in diesem Stück die Journalisten? Küppersbusch statt Raab wäre ein netter Anfang gewesen. Mr. Gute Laune und immer einen flotten Spruch auf der Zunge, wird die Erwartungen an ihn enttäuschen, weil es werden die Pferde mit ihm nicht durchgehen, denn er wird sich nicht trauen, alles aufs Spiel zu setzen. Wird er vor 20 Millionen wirklich mal nicht die Goschn halten beim Thema Wahlversprechen und Politlügen? Stefan Raab ist kein Beppe Grillo, kein Adriano Celentano. Raab ergreift nicht Partei, es sei denn für sich selbst und das ist hier gute Tradition. Deshalb verwette ich meinen Allerwertesten, am Montag reden wir nicht über einen Eklat den Raab vom Maschendrahtzaun gebrochen hat, sondern davon, dass Peer und Angie gleich auf waren und der Herausforderer besser abschnitt, als erwartet. Und natürlich, wir haben uns alle lieb!

62 Millionen Wahlberechtigte werden am Nasenring herum geführt, wie der Ochse über den Markt. 20 Millionen werden sich verweigern und an den Wahllokalen vorbeigehen und der Rest wird im „Circus Maximus“ applaudieren. Wozu Teilhabe und Mitbestimmung, wenn wir es alleine doch viel besser können? Raab wird nicht beißen, Anne Will und die anderen schon gar nicht. Er wird auch nicht fragen, wer 2014 EU-Präsident wird und ob die Deutschen in einem Referendum über die Banken- und Finanzunion entscheiden.

Wir leben in postdemokratischen Zuständen, die Strom- und Benzinpreise steigen weiter, der Krieg in Syrien bekommt mehr Zunder und treibt noch mehr Menschen in die Flucht und ob ich nun wählen gehe oder nicht, ändert daran rein gar nichts.

Heute Abend habe ich die Wahl, ich werde dem Leben immer einen Whisky voraus sein.