„Jede Jeck is anders“ #Himmelsleiter #ARD

Wenn isch su an ming Heimat denke. „En Kölle am Rhing ben ich gebore / ich han un dat litt mer em Senn / ming Muttersproch noch nit verlore / dat eß jet, wo ich stolz drop ben.“
Tcha, wieder einmal alles in den Sand gesetzt, liebe ARD. In der Kölner Theater-, Amateur- und Kleinkunst-Szene hätte es noch genug Menschen gegeben, die ihren Charakterkopf für ein richtigeres Nachkriegs-Köln in einigen Haupt- und allen (!) Nebenrollen hergeben hätten können. So ist wieder einmal „Neusprech“ anstatt „Muttersproch“(…) (Karl-Heinz Umlaut,FAZ,28.02.2015)

So schreibt der fleißige Forist. Es geht um den Zweiteiler die „Himmelsleiter“, der am 27. und 28.02. im Abendprogramm der ARD lief. Die Entrüstung über die Verballhornung des „Kölschen“ wird, unter dem Hashtag #himmelsleiter und #datisnitkoelsch, in den sozialen Medien beherzt diskutiert. „Als Kölsch noch Umgangssprache war“ oder „Quatsch – Es gibt einfach Wörter, die Kölner niemals so sprechen würden“, z.B.  „allet“, „anderet“, „wat“ für „etwas“ (richtig: „jet“) – es wird moniert,  dass es eben nicht reicht, den Konsonanten „s“ in „t“ zu ändern…“ „die hätten sich für die GEZ Gebühren einen Sprachcoach leisten können“, heißt es selbstbewusst.

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Launiger Karneval Anno 1973

Karneval ist, wenn in den französischen Provinzen um Mainz und Köln das Bürgertum auf die Straße geht und die Besetzer, kostümiert und anonymisiert, verhohnepipelt. Heute ist es nicht mehr das französische Militär, sondern die demokratisch gewählte Obrigkeit und sich selbst, die verspottet bzw. auf den Arm genommen wird. Den Zeitgenossen den Spiegel vor halten. Da wird das Kabaretteske zum alltäglichen Lebensgefühl ausgerufen, während die tollen Tage wohlwollend ins katholische Wertesystem eingebettet sind. An Aschermittwoch ist alles vorbei! Der Protestant enthält sich dem Treiben der Zeitgenossen. Die Frohsinnsgrenze verläuft entlang einer protestantisch-reformatorisch-calvinistischen Gesinnungsgrenze. Es teilt Europa in einen nördliche und südliche Hemisphäre. Vereinbares mit unvereinbarem verbinden. Spaßbremse oder Jeck? Wer in dieser Grenzregion aufgewachsen ist, muss sich zwangsläufig zu einer den beiden Welten bekennen, zu denen, die aus der Provinz kommend die Stätten und Gassen kostümiert, leutselig und ethanoltrunken überschwemmen oder zu denen, die die Flucht ergreifen und auf Schnee in den fernen Bergen hoffen.  Die Übergänge sind von Dorf zu Dorf spürbar, wo in Bürgerhäusern und angemieteten Sporthallen ausgelassen gealbert wird und wo nicht.

Der Artikel aus der TAZ, vom vom 8. Februar (Heil Carneval,) ist ein Sinnbild für diese Unterschiedlichkeit. Der Artikel demonstriert, wie aus der fernen Großstadt, aus der Sandbüchse von 850 km², auf das Treiben am Rhein und dessen Blüten geschaut wird.

7. Februar 2013 Weiberfasnacht

Weiberfasnacht ist, wenn die Weiber im Rheinland kopfstehen und die Waschweiber von Bonn-Beul die Arbeit in den Wäschereien ruhen lassen. Heute sind es nicht nur die Waschweiber, sonder auch die Bänkerinnen der Sparkassen und sie treffen sich jenseits der Rheinbrücke vorm Bürgerhaus in Beul, trennen den Männern die Schnürsenkel auf oder kürzen die Krawatten, um ihre Herrschaft für die nächsten Tage zu dokumentieren.