Demokratie ohne Opposition

Geschichte wiederholt sich nicht und doch
kennen politische Ereignisse Gemeinsamkeiten, Parallelen. 

Die erste Große Koalition der Bundesrepublik Deutschland dauerte von 1966 – 1969 und
in ihrem Kielwasser entstand eine linke außerparlamentarische Opposition, die APO.
Damals ging der Protest von den Universitäten aus, die Generation fühlte sich, im Bundestag, in Bonn nicht gehört und vertreten. Wie heute, gab es damals keine nennenswerte Opposition.
In Berlin steht der Großen Koalition eine rudimentäre, uneinige und schwache linke Opposition gegenüber, die selbst ihr Rederecht, nur auf Koalitionsgnaden wahrnehmen kann.
Es verwundert deshalb nicht, dass in solchen Zeiten, Bürger auf die Straße gehen.

Nicht die Jugend steht auf, obwohl deren Perspektiven nicht rosig sind, sondern ein Teil der bürgerliche Mittelschicht, die von Existenz- und Verlustängsten bestimmt sind.

Die Wucht überrascht, mit der diese neue APO auftritt, denn die sozialen Fragen, die auch mit der defizitären Flüchtlings- und Einwanderungspolitik zu tun hat, sind nicht neu.
Attac hat auf die zugrunde liegenden Verteilungsfragen hingewiesen, aber eben keine Massen mobilisiert, erst mit dem Schlagwort Islamisierung, ändert sich das.
Ein Schelm der Böses dabei denkt;
 was wird hier wirklich ausgespielt? Worum geht es?

Zirka Zweitdrittel der wahlberechtigten Bürger verzichtet auf sein Wahlrecht, nicht weil sie unpolitisch sind, sondern weil sie daran zweifeln, dass sie mit ihrem Kreuz auf dem Wahlzettel Politik gestalten. „Die machen doch sowieso, was sie wollen und wir zahlen die Zeche!“
In der empörten Bürgerschaft dominiert der Eindruck, nicht gehört zu werden und, dass die Belange mit Ignoranz quittiert werden. 1968 waren es Studenten, heute sind es etablierte Bürger, die ihre Stimme erheben und sich in den Abendstunden am Elbufer treffen, um ihren Unmut über die politischen Verhältnisse kund zu tun. Die Presse nennt es Aufmärsche,
die Demonstranten Spaziergänge.

Nun ist das mit Demonstrationen in einer Parteiendemokratie so eine Sache, wenn die Demonstranten nicht in einer Bürgerbewegung geordnet vereinigt sind oder hinter einer Parteifahne herlaufen, bekommt der empörte Bürger, schnell die geballte Macht der Parteiendemokratie zu spüren. Die Staatsphilosophie des Nachkriegsdeutschland geht davon aus, dass die politische Willensbildung allein von den Parteien und Vereinen ausgeht.
Nur wer organisiert ist, kann hier Achtung und Respekt von der politischen Öffentlichkeit erwarten, ansonsten wird er unter moralisches Sperrfeuer gestellt. Dabei wird in Kauf genommen, so lange nicht zu zuhören, bis wieder ein Rest sich radikalisiert und im Untergrund verschwindet, denn es darf nicht sein, was nicht sein kann. Die Staatsräson sagt, der Status quo, die Parteiendemokratie, ist die beste aller Staatsformen, die wir je hatten.

Die Grundrechte befinden sich in Auflösung, die Freiheit wird der Sicherheit geopfert,
weil der starke Staat – nie war er so stark, wie heute, trotz alledem, nicht in der Lage ist die Bürgerrechte vor Angriffen Dritter zu schützen. So können fremde Geheimdienste das Grundrecht auf Privatsphäre unterlaufen und fanatische, abrahamitisch motivierte Religionseiferer, so viel Bedrohung inszenieren, dass der Staat ein Demonstrationsverbot ergehen lässt, um die Sicherheit von Demonstranten zu garantieren. Geht es noch absurder? Es fehlt die Opposition im Bundestag, die den Bürgerwillen aufgreift, ins Parlament trägt und der Regierung Paroli bietet.

Ich bin von der großen Koalition, ihren verschenkten dringlichen ordnungspolitischen Möglichkeit, dem Umgang mit Kritikern, der entsetzlichen Offenbarung politischen Dünkels aller Parteien, auch der jetzigen Opposition, zu tiefst enttäuscht. Aber von „brauner Soße“ würde ich mich bei keiner „Xegida“ Spaziergang missbrauchen lassen. Die Nichtwähler müssen erst über 65% erreichen, dann begreift Politik, das sie vornehmlich zum Regieren gewählt sind, zur aktiven Gestaltung, zur nötigen Änderung ! Es geht nicht primär darum eine Wahlperiode medial gut hinter sich zu bringen um die Wiederwahl zu gewinnen! Nur medial agieren (Spaß beim staatlich bezahlten Après-Ski in Davos) ist nicht regieren. Das Abarbeiten der dringenden Veränderungen, die seit 30 Jahren auf die langen Bank geschoben sind, das ist politische Aufgabe einer Mehrheit, wie der Koalition! (Friedrich Seidel, „Allerlei braune Soße!, FAZ Leserkommentar, vom 22.01.2015)

Es ist auffällig, wie die institutionalisierten Journalisten, von taz bis Welt diesen Zusammenhang ausklammern, als ob ihnen die Abwesenheit einer einflussreichen Opposition nicht selbst aufgefallen wäre. Dem politische Klima mangelt es an Druck, ausgehend von einer tatkräftigen und ernst zu nehmenden Opposition. Es herrscht das Diktat des Konsens, es fehlen die Fronten. So wundert es nicht, dass jetzt der Druck von den Straßen kommt.

Was sich auf der Straße trifft ist empört und aufgepeitscht. Stéphan Hessels Aufruf – indignez vous, erreicht nicht nur die Jugend im Süden Europas, sondern auch die Mittelschicht an der Elbe. Noch wird dem rechtskonservativen Protest die soziale Komponente abgesprochen, doch es sind ursächlich, verharmloste, soziale Verwerfungen (Working Poor), die der Anlass für die Protest sind; noch ist das Aufbegehren der Bürger im Lodenmantel friedlich und braucht es keines Einsatzes von Wasserwerfern, fliegen keine Steine und Benzin gefüllte Bierflaschen; noch finden keine Straßenschlachten zwischen rivalisierenden Demonstranten und der Polizei statt.
Und dennoch, die Spannung ist geladen und wie damals, schwingt die Presse und das politische Establishment die Moralkeule, die empörten Bürger werden lauthals diffamiert,
als Schmuddelkind in die Ecke gestellt, geschmäht und die Vergleiche machen keinen halt,
vor Unvergleichbaren, – folgen mit nachtwandlerischer Sicherheit Godwin`s Law.

Statt aufzuklären und die Argumente zu entlarven, wird der Unmut lächerlich gemacht. Politiker und Journalisten zeigen unverhohlen, wie sie mit der Kritik, die sich auf Straße artikuliert, umgehen, wie sie Meinung machen und die Öffentlichkeit mit ihren Glaubenssätzen manipulieren. Gesinnungs- statt Qualitätsjournalismus. Die Kampagne zählt. Heute sprechen sie von Aufmärschen, damals von Studentenunruhen. Wer bestimmt, wie was beschrieben wird. Wer etikettiert, wer verteilt die Labels? Die Bild; Springer, Holtzmann oder Dumont? Damals richtete sich der Protest der Studenten gegen die Springerpresse, heute gegen die Presse im Allgemeinen.

Die Proteste gegen die Atomenergiewirtschaft, in den 70iger und 80iger Jahren, waren nie nur friedlich, es flogen Steine, es wurden Gleise blockiert, sich mit Polizisten geprügelt, der Einsatz von Wasserwerfern war nötig, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Und heute gehen die Demonstranten spazieren und Wasserwerfer kommen gar nicht zum Einsatz und doch, fühlen sich die Kanzlerin und der Justizminister berufen die Bürger aufzufordern nicht mitzulaufen, wie auch der Domprobst von Köln und die Bürgermeister von Dresden, Leipzig, München und Düsseldorf. Sie schalten das Licht aus und nennen es Protest, Amtspersonen, denen eigentlich andere Möglichkeiten der politischen Einflussnahme zur Verfügung stehen, erheben die Stimme, rufen zu Gegendemonstrationen auf und nennen das freie Meinungsäußerung, als ob sie das nötig hätten.

Die neue APO ist rechtskonservativ. Sie lehnt Multikulti ab und empört sich über bunt und weltoffen, über die Sozialdemokratisierung der Gesellschaft. Sie rekrutiert sich mehrheitlich aus der frustrierten, jetzt rebellierenden Lodenfraktion, der Abtrünnigen aus CDU und FDP,
aus Großeltern, Kohlianer, den Anhänger von Dregger und Strauß; rekrutiert sich aus jenen,
die sich in der Merkel CDU nicht mehr zuhause und von der liberalen Boygroup verraten fühlen und rekrutiert sich auch aus Resten der 68, die nochmals ihre Chance wittern, für ein letztes Aufbegehren.

Das Gefühl für Demokratie hat sich verändert, es wird nach mehr Partizipation gefragt, der Status quo als nicht zukunftsfähig beschrieben. Die Parteiendemokratie wird nun von einer konservativen, außerparlamentarischen Opposition in Frage gestellt und das nicht nur in Deutschland, europaweit. Es wird von einem System von Referenden, von direkter Demokratie geträumt und die Schweiz zum Vorbild genommen.

Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen und seine Bürgerrechte sind in Teilen perdu. Hans Magnuis Enzensberger spricht von postdemokratischen Verhältnissen. Der Staat kann die Bürgerrechte nicht mehr garantieren. Die Rechte des Individuum werden vom Einzelnen abgekoppelt, beschnitten und kollektiviert. Religionen nehmen für sich in Anspruch unantastbar zu sein. Der Staat, die Religion geht vor, das Individuum wird untergeordnet.

Die weltweit getöteten Journalisten des Jahres 2014 und die Anschläge, auf die Redaktion des Satire Magazins Charlie Hebdo am 7. Januar, verdeutlichen die Gefahrenlage für die Pressefreiheit. Die Situation ist bedrohlich, die Selbstzensur nimmt zu, niemand traut sich mehr die und den Propheten bzw. Erlöser satirisch aufs Korn zu nehmen. Selbst die Stunksitzung von Köln und der Karneval nimmt Rücksicht, auch wenn er betont sich nicht den Mund verbieten zu lassen. Heute stehen institutionalisierte Journalisten im Fadenkreuz religiösen Fanatiker und Morgen wahrscheinlich der Blogger von neben an. Die Fanatiker kennen keine Tabus, der Stellvertreterkrieg wird in die Supermärkte und Schulen getragen. Das Schlachtfeld liegt zwischen den Häuserschluchten der Metropolen. Die körperliche Unversehrtheit der Zivilisten, das Individuum steht zur Disposition.

Die konservative, außerparlamentarische Opposition formierte sich 2014. Es begann mit Montagsdemos, den Mahnwachen und dann mit PEGIDA in Dresden, auch weil die Bürger keine wirksame parlamentarische Opposition mehr wahrgenommen haben. Doch die Demokratie wird nur fortbestehen, wenn sie eine relevante Opposition kennt.

Geschichte wiederholt sich nicht und doch bleibt die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Unabhängigkeit, gerade in Zeiten sozialer Verwerfungen, aktuell. Wenn die Freiheit der Sicherheit geopfert wird, ist das eine Frage der Entscheidung, ob wir das hinnehmen oder in Opposition dazu treten und sagen, was uns wichtig und bedeutend ist. Die Sehnsucht nach mehr Freiheit und Unabhängigkeit liegt in der Luft, dies nehmen auch die Bürger in der sozialdemokratisierte Zivilgesellschaft und die rechtskonservative APO des Jahres 2015 wahr und immer noch gilt: „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?“ 

War die Mahnwache ein Staatsakt?

mahnwache_13012015Auf dem Pariser Platz, Vor dem Brandenburger Tor, auf einer Bühne drei Vertreter deutscher Verfassungsorgane, der Bundespräsident, der Bundestagspräsident und die Kanzlerin. Das ganze eine Mahnwache! Ein Staatsakt?

Ist dieser Auftritt des Bundespräsidenten mit dem Amt des Bundespräsidenten vereinbar? Wenn das kein Staatsakt war, dann war der Ringelpietz mit Anfassen eine private Veranstaltung des Zentralrates Deutscher Muslime.
Mein Eindruck, hier wird auf einem Vorspeisenteller serviert, was getrennt gehört, besonders da auch der Bundestag in Gänze auftritt. Wo bleibt die Trennung von Exekutive und Legislative?
Es fühlte sich an wie ein Festakt und war doch kein Festakt. War das quasi eine Bundesversammlung im Freien, mit Predigt?

Natürlich kann ein parteiübergreifendes Bündnis aller Parteien des Bundestages als Veranstalter die drei Verfassungsorgane einladen, aber ein Interessenverband nicht. Ein Lobbyverband, der nicht einmal die Mehrheit der Muslime in Deutschland vertritt. Hier macht sich einer gemein, lässt sich vereinnahmen, entweder die Regierung, der Bundespräsident, der Bundestag oder der ZDM. Die Verfassungsorgane selbst brauchen diese Mahnwache nicht, für ihre politisch Einflussnahme. Wer hat hier das Heft in der Hand gehabt?
Durch die Veranstaltung führt der Sprecher des Zentralrates der Muslime, aber ist er auch der Choreograf der Mahnwache oder war das doch eine Eventagentur im Auftrag des Kanzleramt? Hat sich der Zentralrat der Muslime zum nützlich Idiot des politischen Establishments in Berlin machen lassen? Der Tanz seines Sprechers, auf der Bühne, hinterlässt diesen Eindruck.

Ich halte diesen Vorgang für einmalig und beispiellos in der Geschichte der Bundesrepublik.
Die DDR kannte solche staatstragenden Auftritte des Politbüros.
Die Kanzlerin oder der Bundespräsident oder der Bundestagspräsident, aber alle zu gleich? Oder war es doch ein Staatsakt? Einzig den Präsidenten des BVG, Herrn Vosskuhl, habe ich nicht auf der Bühne gesichtet. Wenn doch, dann wäre das Quarttett komplett.

 

Die USA verlangen den Kotau, wie einst der Kaiser von China!

Die Administrationen der USA wollen, mit Hilfe Ihrer Geheimdienste, dass wir Bürger Europas vor ihnen auf die Knie gehen. Sie erzwingen einen massenhaften Kotau, aller Bürger Europas.

Wir sollen uns der Sicherheitsideologie der USA, ausgeführt mit dem Spähprogramm PRISM der NSA beugen. Sie betrachten sich als die neuen Kaiser dieser Welt und wir die Untertanen, müssen der Großherrlichkeit USA unsere Ehrerbietung erweisen. Also beugt Euch und erweist uns eure untertänigste Hochachtung.

Und es heißt: „Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten“ und das klingt doch auch ganz entspannt. Also, Sicherheit über alles, alles in der Welt.

Who is afraid of the USA? 

Die Ausspähung unserer Privatsphäre hat das Bundesverfassungsgericht dem BND verboten, aber wenn die NSA die Glasfasernetze der Telekom anzapft und dem BND Kopien der Spähberichte zukommen lässt und die Herkunft verschleiert, dann hat der BND doch das was er von uns Bürgern wollte. Außerdem hat doch diese Praxis uns vor Terror von Bartträgern bewahrt. 100 Millionen Daten für 50 vereitelte Angriffe, so die Bilanz, die diese totale Überwachung rechtfertigen will. Dies kann aber nicht ohne die Kenntnis im Kanzleramt geschehen. Die Regierung wird darüber informiert worden sein, denn sie darf sich ja auch der Erkenntnisse bedienen. Die jetzt aus dem politischen Berlin vorgetragene Empörung ist deshalb auch geheuchelt.

Merkel verhalte sich wie Inspektor Reynaud in „Casablanca“. Dieser war in dem legendären Film französischer Polizeichef in Casablanca. Reynaud arbeitete mit zwielichtigen Methoden, empörte sich aber öffentlich gern über das Verhalten anderer“

Es ist unwahrscheinlich, dass der Kanzleramtsminister Roland Pofalla  über diese Ausspähungen in Unkenntnis gewesen sein soll. Die Koordination der Geheimdienste obliegt dem Kanzleramt, dem Kanzleramtsminister Pofalla selbst. Also wird er auch von der Praxis gewusst haben, die jetzt der Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt hat.

Edward Snowden tat dies mit Absicht, wie er „The Guardian“ gegenüber erklärt und er verdient deshalb alle Solidarität der mündigen Bürger Europas. Dies ist kein Verrat, wie es unser Bundes-Prediger Gauck meint, dies ist Bürgerpflicht, wenn es darum geht staatliche Willkür aufzudecken. Es ist schon erstaunlich, wie unser Bundespräsident mit zweierlei Maß mist, einst selbst Chef der Stasiunterlagenbehörde, der die generalisierte anlaßlose Ausspähung von Bürger der DDR kritisierte. Was ist das, was die NSA macht?

In was für einem System leben wir, indem unsere Privatsphäre nicht mehr geschützt wird, müssen wir zurück zu den alten Kommunikationsmittel, zu persönliche Boten? Ich will mich nicht nur empören, wie der Journalist Gutjahr in einem offenen Brief. Es kann sein, dass ich in den Köpfen, derer die das beschließen ein 0815 Bürger bin und trotzdem will ich das der Staat meine Privatshpäre ausnahmslos schützt.

Dies kann nicht der Preis für unsere Sicherheit vor Bartträgern sein. Bei solch einer totalen Überwachung des Bürgers, werden die toten Chefspione wie Markus Wolff zu Waisenknaben und ich sehe die Karikatur vor Augen von Diensten, die wie Bullterriers mit tropfenden Lefzen da stehen, mit ihrem schier unstillbaren Appetit nach immer mehr Daten.

Ich und die Bürger Europas sind nicht Vogelfreie der Geheimdienste.  Der Datenklau der Geheimdienste muss juristisch aufgeklärt werden. Es braucht eine internationale Kontrollinstanz, nachdem Vorbild der internationalen Atombehörde in Wien. Die UNO sollte eine Cyber War Convention verfassen und die Kontrolle koordinieren. Die NSA muss in Utah die Türen öffnen und die geklauten Daten ausnahmslos löschen.

Die Ausspähung kann als asymmetrische Kriegserklärung der USA an Europa verstanden werden und die USA müssen endlich abrüsten, was ihre Sicherheitsideologie betrifft.

Ich werde den vom Kaiser verlangten Kotau verweigern. I

30.Januar 1933: Hindenburg’s fatales Testament

Reichskanzler Adolf Hitler: „Die Machtergreifung“

Wer war Adolf Hitler? 

„Achtzig Jahre nach seiner Machtergreifung ist Hitler im Leben Deutschlands gleichermaßen omnipräsent und ominös. Hitler wird, vielleicht ungewollt, nicht mehr ernst genommen.“ 

Artikel in der FAZ vom 30.Januar 2013.

„Anders noch als zu Zeiten der großen Hitler-Biographen Joachim Fest oder Sebastian Haffner verstehen wir daher kaum noch, wie Hitler Macht ausgeübt hat und was seine persönlichen Ziele waren. Wir verstehen nicht mehr, dass die Tatsache, dass er von einer Vielzahl von Deutschen aus ganz unterschiedlichen Gründen als Projektionsfläche benutzt wurde, es Hitler ermöglichte, Ziele durchzusetzen, die nur eine Minderheit gewollt oder zumindest angegangen wäre. Zwar wird die Formel „Ohne Hitler kein Holocaust“ des britischen Hitler-Biographen Ian Kershaw immer mal wieder zitiert, aber wenn Hitler im deutschen Diskurs auf eine Projektionsfläche von sich selbst mobilisierenden Deutschen reduziert wird, bleibt die Formel unverständlich und letztlich unlogisch.

Diese Probleme hat auch treffend Timur Vermes, der Autor des überraschend erfolgreichen Romans „Er ist wieder da“ über einen im heutigen Berlin wiedererwachten Hitler, erkannt. Treffend sagt Vermes, „dass wir nicht zu viel Hitler haben, sondern zu viel vom gleichen Hitler. Immer dieselben Erklärungen, immer dieselben Zugänge, immer dieselben Perspektiven.“ Hitler erscheine entweder als Monster oder als Witz. Hiermit hat Vermes vollkommen recht, aber ob sein Buch uns wirklich den geschickten und charmanten Akteur vor Augen führt und auf diese Weise zeigt, wieso Hitler 1933 eine Chance hatte und auch heute eine hätte, darf bezweifelt werden. Dies soll keine Kritik an Vermes’ herrlichem Schmöker sein, der nach dem gleichen Muster gestrickt ist wie die frühen Ali-G.-und Borat-Figuren des britischen Komikers Sacha Baron Cohen. Vermes entlarvt und parodiert die deutsche Medienwelt trefflich, aber er erklärt Hitler nicht.

Die unmündige Öffentlichkeit

Dennoch besteht Hoffnung auf eine Renaissance der historischen Analyse Hitlers. Zum Glück gibt es außerhalb des akademischen Establishments, etwa in Person der Historikerin Brigitte Hamann, der Journalisten Ralf-Georg Reuth und Joachim Rieker, des Hobbyhistorikers Anton Joachimsthaler oder des Filmemachers Niki Stein und auch innerhalb der Establishments in Person beispielsweise von Wolfram Pyta und Gerd Krumeich viele kluge Köpfe, die Hitler als grausamen Akteur und charmanten Verführer ernst nehmen.“

Hitler’s Genius

Die Frage ist, was zeichnete Hitlers Genius aus, was waren seine persönlichen Qualitäten und wie hat er sie eingesetzt, um seine Ziele zu erreichen?

Was wollen wir am Menschen, am Führer und Reichskanzler Hitler verstehen? Was sind die Talente des Menschen Hitler jenseits seiner Kunstmalerei und seiner psychopathischen Persönlichkeitsstruktur? Hitler verstehen hieße auch das bestimmende Moment des politischen „Nährbodens“ in Europa und der Welt zu verstehen und in dessen Untiefen einsteigen. Was unterschiedet ihn von und worin gleicht er seinen Gegenspieler in London, Warschau, Washington und Paris?

Wer erklärt ihn uns? Kabarettisten, Filmemacher oder Historiker und Journalisten? Was für ein Bild ensteht, wenn wir Chaplins Großen Diktator, Otte Dix Bild der 7 Todsünden, mit den Recherchen der Historiker verbinden?

Der Mann der sich selbst zur marke macht, zum Führer beherrschte sein eigenes Marketing. Die Vermarktung war all umfassend und in seiner Reinform perfekt, er ließ nichts aus und überließ auch nichts dem Zufall. Mit einer Liebeserklärungen an das deutsche Volk hat er das Volk verführt und sich als unwiderstehliches „must-have“ inszeniert. Seine Auftritte und reden waren minitös vorbereitet, er nahm Schauspielunterricht, um die Wirkung seiner Reden zu steigern. Geschickt wechselt er Pausen mit emotionaler Polemik. Er hat am Ende ein Maß vorgegeben an dem sich spätere Politiker, ob sie es nun bewusst taten und wollten, orientierten. Denn die Auftritte erreichten in ihrer Wirkung seine Zielgruppe zu 100%. Das lässt einen vor der ganzen Banalität des Marketings erschaudern. 

Arno Gruen meint:“ Hitler kann als «Vorläufer» der heutigen Manager­kultur gesehen werden, die doch so sehr an Äußerlichkeiten hänge.“

Am Ende werden wir uns mit einem Genius, mit miesem Charakter auseinander zu setzen haben, der uns wahrscheinlich rätselhaft bleibt und mit viele schwierigen und unverdaulichen Antworten alleine lässt.

Reichspräsident Paul von Hindenburg: Die Vorgeschichte

Über ihn und seinen Charakter muss man im Zusammenhang mit der Machtergreifung Adolf Hitlers sprechen, denn, der erst 1 Jahr zuvor wiedergewählte Feldmarschall ebnet mit seiner Politik, in seiner zweiten Amtszeit, den Weg für die Diktatur Hitlers.

Die Machtphantasien, sowie das Weltbild diese Mannes, z.B. zum Ausgang des 1. Weltkrieges und die Überhöhungen seiner eigenen Leistungen sind ein Schlüssel zum Verständnis seiner Sympathien die er Hitler gegenüber hegt. Der Monarchist und Militarist Hindenburg lässt Hitler freie Hand. „Wenn einer Hitler hätte stoppen können, dann der Reichspräsident.“(W.Pyta)

Hindenburg’s Testament: “ Ich scheide von meinem Volk, in der festen Hoffnung, dass das was ich ersehnte, in langsamer Reife zum 30. Januar 1933 führte, zu voller Erfüllung und Vollendung unseres Volkes reifen!“

My answer on Quora:
What was the main reason German leaders gave for the defeat of Germany in WWI, and what impact did it have on the rise of Hitler and WWII?

Mr. James Baker, III, the former Secretary of State  (1992 im Der Spiegel)

„Wir machten aus Hitler ein Monstrum, einen Teufel. Deshalb konnten wir nach dem Krieg auch nicht mehr davon abrücken. Hatten wir doch die Massen gegen den Teufel persönlich mobilisiert. Also waren wir nach dem Krieg gezwungen, in diesem Teufelsszenario mitzuspielen. Wir hätten unmöglich unseren Menschen klar machen können, daß der Krieg eigentlich nur eine wirtschaftliche Präventivmaßnahme war!“

Lesenswerte Literatur:
Ludolf Herbst: Hitlers Charisma. Die Erfindung eines deutschen Messias, Frankfurt/M. 2010. und dazu der FAZ Artikel Jede menge braune Propaganda vom 31.05.2010 ·
Adam Tooze: „Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus“
Timur Vermes: Er ist wieder da, Eichbornverlag 2012
Anthony C. Sutton: Wall Street and the Rise of Hitler
Arno Gruen: Der Fremde in uns, Klett Cota 2000, Cicero
Christopher Clark: The Sleepwalkers. How Europe went to War in 1914. , London  2012; Kaiser Wilhelm II, A life in power, Penguin, London 2009
Anna von Goltz, Mythos Hindenburg, Georgtown University USA

Tags: WK1 1914-1918 / 9.Nov 1918 Abdication Willhelm II Ausrufung der Republik / Hidenburgs Doclhstoßlegend 1919 / Versailler Vertrag – Annahme durch die Regierung und Ratifizierung der 1.Republik / Bürgerkriegsähnliche Situation in Bayern wie Berlin / 1920 Gründung der NSDAP im Münchener Hofbräu-Haus / Nov.1923 der kopierte aber gescheiterte Marsch auf Berlin in München / nach beendeter Festungshaft Dez.1924 wurde der Österreicher AH nicht ausgewiesen / Reorganisation der NSDAP / Hindenburg 1925 neuer Reichspräsident / Absturz in den „Goldenen 20er Jahren“ / Wiederaufstieg während der Weltwirtschaftskrise 1929-32 / 30.01.33 Übertragung der Macht durch die Konservativen sowie der Rechtsliberralen, Nationalliberalen Parteien und in personae des Reichspräsidenten / Vereinigung des preuss.Militärstaates mit der NS-Bewegung durch Hindenburg, v.Blomberg & Hitler am Tag von Preussen in Potsdam im März 1933 / Etablierung des NS-Staates mit Ermächtigungsgesetzen-Reichskristallnacht / 1.Sep1939-30.Apr 1945: WK2.