Gerade jetzt in Wahlkampfzeiten will sich die Kanzlerin in schönes Licht stellen, dazu bedient sie sich auch so mancher Lügen. Sie preist die niedrige Arbeitslosigkeit der deutschen Jugend und erlaubt sich das ihrer Regierungsarbeit anzurechen. Ein genauer Blick belegt, dass es sich um eine durchsichtige PR-Finte handelt. Denn die Wirklichkeit sieht weit aus weniger rosig aus. Was sagen die Unternehmer?
„(…) jedes zweite Familienunternehmer (58 Prozent) Probleme habe, geeignete Azubis zu finden – zumeist aufgrund der schlechten Vorbildung vieler Bewerber. Vor allem mathematische Kenntnisse (38 Prozent), sprachliches Ausdrucksvermögen (37 Prozent), Sozialkompetenz (35 Prozent) und Leistungsbereitschaft (32 Prozent) seien bei vielen Bewerbern nicht genug ausgeprägt. Lencke Wischhusen, Bundesvorsitzende von „Die jungen Unternehmer“, sieht die Schulen in der Pflicht: „Ich würde mir wünschen, dass sich die Lehrinhalte in den Schulen auch an den aktuellen Anforderungen in den Unternehmen orientieren. Dazu gehört auch, dass mehr Wirtschaftsthemen in die Schulbücher und Lehrpläne gehören. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, für Lehramtsanwärter ein verpflichtendes Wirtschaftspraktikum einzuführen.“
Die Perspektivlosigkeit für die europäische Jugend ist ein Fakt. Was für Chancen bieten sich Jugendlichen zum Berufseinstieg in Europa, egal ob sie einen universitären oder anderen schulischen Abschluss vorweisen? Zur Eröffnung des akademischen Jahres 2013/2014 an der Rijksuniversiteit Leiden hat Constantijn van Oranje-Nassau (Chef de Cabinet of @NeelieKroes EU commissie) den Erstsemestern zugerufen, dass sie an sich glauben, aber im Bewusstsein behalten sollen, dass heute ein Abschluss an einer Hochschule keine Garantie mehr für eine Festanstellung sei.
Die Kanzlerin spielt wieder einmal Sandfrau. Eigenlob stinkt und es stinkt mächtig. Aus dem obigen Zitat wird deutlich, die zentralen Fragen sind doch: Sind die Absolventen reif fürs Berufsleben und sind die nackten Zahlen wirklich unter den Euroländern, so mir nichts dir nichts vergleichbar? Ich sage Nein!
Wie lange gehen deutsche Jugendliche zur Schule? Was ist das durchschnittliche Eintrittsalter von Berufsabsolventen in die Berufstätigkeit? Wie sieht unsere Alterspyramide im Vergleich dazu aus? Schon ein Blick in die Niederlande zeigt, wir sind was den Einritt in die Berufswelt betrifft Spätzünder und rangieren nicht an der Spitze. Das wirft ein Licht auf unser Bildungssystem und den langen Schatten einer schlechten schulischen Grundausbildung. Kaum ein deutsches Unternehmen ist mit dem Bildungsstand deutscher Schulabsolventen zufrieden. Dreisatz und Prozentrechnung – tote Hose!
Die Kanzlerin ist hämisch und arrogant. Deutschland, Deutschland über alles, so macht man Wahlkampf und Otto Normalverbraucher hört gerne die rosaroten Signale.
Wie sagte Dostojewskij: “Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und
aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis.”
Wir brauchen dringender denn je eine Bildungsreform. Eine wirklich Schule fürs Leben, die die Potenziale der Schüler in den Fokus stellt. Aber was – ich wiederhole mich. Schule in Deutschland – a never-ending story, a horrible never-ending story!
Quelle: „Education at a Glance“ OECD Study via @Haufe.de