Religionsfreiheit

Die Religionsfreiheit braucht ein Update

Am Beispiel der Praxis der religiös motivierten Zirkumzision, die mit dem Urteil von Köln hinterfragt wurde, wird die Notwendigkeit offenbart den Begriff der Religionsfreiheit deutlicher und auch zeitgemäßer zu bestimmen.  Welche Freiheiten und Pflichten gewährt unsere Verfassung, im Kontext der Religionsfreiheit? In erster Instanz regelt die Verfassung das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern. Mein Eindruck ist aktuell dürfen wir die Definition dieser Freiheit nicht den Religionsgemeinschaften allein überlassen. Die Religionsfreiheit garantiert das Nebeneinander von unterschiedlichen Religionen in unserem Staatsgefüge. Ob die Verfassung damit auch meint, die Religionsfreiheit würde die Praxis des irreversiblen „Brandings“ von Minderjährigen garantieren, sollte vom Verfassungsgericht geklärt werden. Die religiöse Erziehung dient dem Kindeswohl und obliegt den Eltern, Vater und Mutter sind es, die gemeinsam darüber entscheiden, in welchem religiösen Kontext ihr Kind aufwächst.

Im Ethikrat, der die Bundesregierung berät, wurde diese Frage ansatzweise im Vortrag von Prof. Dr. W Höfling aus Köln diskutiert. Wer bestimmt, was wir unter Religionsfreiheit verstehen? Wieweit darf diese Bestimmung und Definition aus der Logik der Traditionen der Religionsgemeinschaften selbst abgeleitet werden. Dabei wird notwendigerweise auch zu beantworten sein, inwieweit das Wie, der uneingeschränkten Ausübung der Religionsfreiheit dem Kindeswohl dient? Der Begriff der Religionsgemeinschaft braucht, gerade nach den gesellschaftlichen Umbrüchen, seit dem Ende der II.Weltkrieges, hin zu einer multipluralen und säkularen Gesellschaft, ein Update.

Brit Mila IV: Deutscher Ethikrat

Der Ethikrat empfiehlt die Legalisierung der religiösen Beschneidung von Jungen

Am heutigen Donnerstag hat sich in Berlin die Mehrheit im Ethikrat für eine Sonderreglung und damit faktisch für die Einschränkung des Gebots der körperlichen Unversehrtheit von Minderjährigen ausgesprochen. Unter Auflagen soll diese Form der Körperverletzung straffrei bleiben.

Grundlage der Diskussion des Ethikrates waren Vorträge der Mitglieder Leo Latasch, Ilhan Ilkilic, Reinhard Merkel, Wolfram Höfling und Peter Dabrock zu medizinischen, religiös-kulturellen, straf- und verfassungsrechtlichen sowie ethischen Aspekten der Beschneidung.

Ungeachtet tiefgreifender Differenzen in grundlegenden Fragen empfiehlt der Ethikrat einmütig, rechtliche Standards für eine Beschneidung minderjähriger Jungen aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen zu etablieren und dabei folgende Mindestanforderungen umzusetzen:

1.         umfassende Aufklärung und Einwilligung der Sorgeberechtigten
2.         qualifizierte Schmerzbehandlung
3.         fachgerechte Durchführung des Eingriffs sowie
4.         Anerkennung eines entwicklungsabhängigen Vetorechts des betroffenen Jungen.

Darüber hinaus fordert der Ethikrat die Entwicklung und Evaluation von fachlichen Standards für die Durchführung der Beschneidung unter Mitwirkung der Betroffenen und der beteiligten Gruppen.

Die einzelnen Vorträge und die Diskussion können unter http://www.ethikrat.org/sitzungen/2012/plenarsitzung-am-23.-august-2012/nachverfolgt werden.

Die Zirkumzision von minderjährigen Jungen soll mit einer Ja-Aber-Regelung gesetzlich geregelt werden. Vier Fragen:

  1. Mit welchem Instrument soll die Einhaltung der Regelung überwacht werden?
  2. Mit Selbst- oder Fremdkontrolle?
  3. Wird dann jede Zirkumzision protokolliert und zentral dokumentiert?
  4. Wird es eine Beratungspflicht geben, mit einem   Beratungsnachweis?

Jetzt wird tatsächlich wieder an ein Sondergesetz, für Juden und Moslems, gedacht. Shame on you! Die bestehenden § im BGB und StGb sind ausreichend und regeln dies ganz klar. Die Mündigkeit und Einwilligung der Betroffenen darf nicht relativiert werden. Den Tatbestand der Körperverletzung wegen religiösen Brauchtums zu relativieren, öffnet Tür und Tor für weitere Einschränkungen, aufgrund religiöser Vorschriften. Die Zeugen Jehovas werden hier nach, ihre Haltung zur Bluttransfusion rechtfertigen. Vielleicht nutzen andere Religionen dann dieses Gesetz, um ihr „Branding“ eben so irreversibel von statten gehen zulassen! Wer will das ausschließen? Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel!

Zudem lassen alle Äußerungen aus den betroffenen Religionsgemeinschaften darauf schließen, dass sich dort niemand aus der Führungseben der weltlichen Justiz unterordnen will. Sie werden es weiterhin so machen, wie sie es immer schon praktizierten, „wir machen das seit 4000 Jahren und wir werden es auch die nächsten 4000 Jahre so tun.“

Das diese Haltung ein eklatanter Verstoß gegen unsere Rechtsordnung ist, traut sich niemand aus dem politischen Establishment zu erwidern. Was wird sein, wenn ein Erwachsener beschnittener Junge, rückwirkend gegen seine Beschneidung Widerspruch einlegt, darf er dann seine Eltern auf Schadensersatz verklagen? So können wir nur wieder auf das BVG resp. dem EGH hoffen, dass der entspr. Senat diesem unseligen Geschacher ein Ende macht und die Religionsgemeinschaften, mit einem klaren Votum, in ihre Schranken weist.

SchnipselKrant: SpiegelOnline Bericht (hier); TAZ „Ohnmacht im Diskussionssaal„; Deutsches Ärzteblatt (hier)

ElitenSorge

9% mehr, dem Adel verpflichtet

Wie wahr sind die Worte von Maximilien Foy, (1775 -1825), französischer General und Staatsmann über den Adel.

„Was ist Aristokratie? Die Aristokratie, ich werde es Euch sagen!
Die Aristokratie ist der Bund, die Vereinigung derer, welche genießen
wollen, ohne zu schaffen, leben wollen, ohne zu arbeiten, alle Ämter begehren,
ohne sie ausfüllen zu können, alle Ehren beanspruchen,
ohne sie verdient zu haben: das ist Aristokratie!“

Es heißt, es sei unvergleichlich und du sollst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! Aber ich setze mich über dieses Argumentationsverbot hinweg und wage den Vergleich unserer politischen Eliten, in Amt und Würden, mit dem Verhalten des Adel im Zeitalter der Aristokratie. Anlass ist ein Zeitungsbericht in der FAZ, am heutigen Tag, zur geplanten Erhöhung des Ehrensolds unserer Bundespräsidenten um € 18,000 p.a., d.h. eine Steigerung um 9% .

Der Haushaltsausschuss des Bundestages bestimmt, die Höhe des Ehrensolds des Bundespräsidenten, an der Besoldung der Kanzlerin, d.h. der BP bekommt 111% des Salärs der Regierungschefin. Könnten und sollten nicht auch die Gehälter von Erzieherinnen, Krankenschwestern und Grundschullehrerinnen anlog zu dem des BP, an dem der Ministerbesoldung bemessen werden? Der Mehrwert dieser Investition ist für unsere Volkswirtschaft um ein vielfaches höher, als umgekehrt und niemand wird die außerordentliche Bedeutung dieser Beruf für unser Gemeinwesen bestreiten – oder?

Persiden

Jedes Jahr im August ist der MeteorRegen der Persiden am Nachthimmel zusehen, wenn er nicht von Wolken bedeckt ist, auch in diesem Jahr konnten wir dieses Naturschauspiel bewundern.

„In 2012 the weather over here was perfect and i got no sleep for 2 nights. I captured thousands of stills with meteors, satellites, thousands of stars, the International Space Station ISS and even some UFO’s which are just unknown Satellites or scrap i cannot identify.“

Kooperatives Lernen

Kooperatives Lernen Norman Green / Kanada

Auf dem Weg zu einer guten Schule nach dem Industriezeitalter, in der Bildung und Erziehung in optimaler Weise miteinander verbunden werden, stellt Norm Green das Kooperative Lernen im Klassenraum und im Kollegium vor. Kathy und Norm Green wurden für ihre Arbeit im kanadischen Durham Board of Education, Ontario im Jahre 1996 mit dem Carl Bertelsmann Preis für das international innovativste Schulsystem ausgezeichnet.

„Bevor meine erste Glühlampe wirklich funktionierte, hab ich es 10.000x versucht und 10.000x klappte es nicht. 10.000 Misserfolge? Nein, nun weiß ich, dass ich es 10.000x besser weiß, als zuvor.“ Thomas Edison

Worauf kommt es an, beim Lernen? …

Olympia

Goldrausch an den Ufern der Themse

Haben die Organisatoren von London der olympischen Idee eine Renaissance bereitet? Nein, die vom englischen Pop okkupierten Feiern zur Eröffnung und zum Abschluss haben das Selbstbild einer britischen Elite offenbart, schon Charles Spencer Chaplin kritisierte diesen Londoner Snobismus. Kein Funke von Selbstreflexion über die eigene Rolle in der Weltpolitik, am Ende hättest du meinen können, die Spiele finden im Anschluss an eine Siegesparade statt. Auch die Kommentatoren von ARD & ZDF scheiterten, waren überfordert mit einer Berichterstattung jenseits der Lobhudelei.

Ein Contra ist mehr als angemessen, so wie es Eric Bonse im Cicero vom 13. August d.J., treffend formuliert (London der Nabel der Welt) Die narzisstisch anmutende Selbstgerechtigkeit der britischen Organisatoren, war oft genug unerträglich und ich not amused.

Die Omnipräsents des Union Jack u. des englischen Pops hat den olympischen Geist zur Marginalie verkommen lassen. Mir fehlten britische Größen, wie Sting, Vanessa Radgrave, Emma Thomson, Kenneth Baranagh usw. und es waren Spiele, mit zweifelhaften sportlichen Ergebnissen.

Der ganze Hype um die Spiele ist nüchtern betrachtet doch sehr fragwürdig. Denn wenn irgendwo auf der Welt ein Ingenieur/ ein Team eine gute Idee hat, kann das dem Gemeinwesen Wohlstand und Fortschritt bringen. Diesem Ingenieur/ Team wird kaum solche Beachtung geschenkt, doch wenn ein Sportler, bei einer völlig sinnfreien Tätigkeit, z. B. einen 2 kg schweren Teller möglichst weit zu werfen, gewinnt und sich hinterher sein Leibchen zerreisst, wird das in einer Endlosschleife im Fernsehen gezeigt und das gesamte Land gerät in Verzückung, Oder wenn, wie die Hockeymannschaft von D. Gold gewinnt, weil das entscheidende Tor, von Rabente (14) gegen Oranje, nach seinem abtauchen hinterm Tor, irregulär zustande kommt, somit das Controlling der Arbitrage versagt, dann frage ich mich doch, was für Leistungen wir hier bejubeln?

Der Goldrausch an den Ufern der Themse hat dem Londoner Snobismus eine Renaissance beschert, mit Unterstützung, von gestutzten Prinzen, Hoheiten und selbstgerechten Sportfunktionären, mit einem BMI > 25.

Ein weiterer lesenswerter Artikel von Peter Jegen in der NZZ räumt mit der Weltordnung aller Medaillenspiegel auf, die immer wieder die gleichen Supermächte im Sport definiert, die uns lange schon bei den olympischen Spielen begleiten. Der Artikel in der NZZ Die andere Weltordnung, erschien am 13.August, einen Tag nach Beendigung der Spiele von London 2012. Im Artikel wird auf eine Seite http://www.medalspercapita.com verwiesen, die in beeindruckender Weise die Medaillen mit anderen Kennzahlen verbindet und eine Rangordnung aufstellt die Neues offenbart. Eine Analyse & Prognose zum Medaillenspiegel von zwei Beratungsinstituten PwC und E&Y (hier).